Raketenforscherin startet ins Amt

Neue Universitätspräsidentin Monika Auweter-Kurtz will für ihre Hochschule kämpfen. Wer Fördergelder wolle, müsse Netzwerke aufbauen, sagte sie gestern bei Amtsantritt. Reiche Hamburger sollen spenden

Über das Rathaus wachte die Polizei, als Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) gestern die neue Präsidentin der Universität präsentierte. Eine überflüssige Maßnahme, wie sich herausstellte: Kein Student kam, um gegen Monika Auweter-Kurtz zu protestieren. Im Juni war ihr noch „Rüstungsforschung“ vorgeworfen worden, weil das von der Stuttgarter Raumforscherin geleitete „Steinbeis-Transferzentrum“ Brennmaterial für Raketenantriebe eines Unternehmens testete, das auch militärische Flugkörper herstellt.

„Mir wurde unterstellt, ich mache Kriegsforschung. Das muss ich zurückweisen“, sagte Auweter-Kurtz. Angesprochen auf die Bedenken, sie könne mit solchen Kontakten keine unabhängige Forschung garantieren, sah sie „da überhaupt keinen Konflikt“. Das Steinbeis-Transferzentrum werde sie weiter leiten, weil „Transfer von Wissenschaft zu Technologie ein wichtiges Thema ist“.

Sie übernehme die Präsidentschaft in einer „spannenden Zeit“, sagte die Schwäbin. „Auf allen Ebenen gibt es Umbruch.“ So werden etwa bis 2007/08 alle Studiengänge auf das Bachelor-Master-System umgestellt. Dieses sei eine Chance, die Studiengänge neu aufzustellen. Ihr Ziel: Bei den nächsten Rankings soll die Uni „in der Breite der Fächer oben mitspielen“. Eine Einschränkung der Fächervielfalt komme für sie nicht in Frage.

„Enttäuscht“ zeigte sie sich darüber, dass die Hamburger Uni bei der Exzellenzinitiative des Bundes leer ausging. Da aber die eingereichten Projekte positiv bewertet wurden, hofft sie, dass sich das Blatt in der zweiten Runde wendet. Dafür will sie auch persönlich kämpfen. „Ich bin bekannt an vielen Elite-Universitäten in den USA und Europa“, sagte sie. Um im Wettbewerb um Fördergelder zu bestehen, der zunehmend auf EU-Ebene stattfinde, seien „Netzwerke“ nötig. A propos: Damit mehr junge Menschen studieren könnten, müsste man neue Finanzquellen suchen. Dazu gehörten neben sozialverträglichen Gebühren auch Spenden von reichen Menschen.

Hamburgs Uni ist sehr beliebt: Zuletzt kamen 25.000 Bewerbungen auf 5.000 Plätze. Noch stärkerer Andrang wird erwartet, wenn 2010 der doppelte Abiturjahrgang fertig wird. Das hat für die neue Uni-Chefin auch Vorteile: „Dann können wir uns die Besten aller Besten raussuchen.“ KAIJA KUTTER