DAS DING, DAS KOMMT
: Geniale Maschine

DAS FAHRRAD hat eine Lobeshymne verdient. In Hamburg kommt es nun erst mal ins Museum

Es ist ein Musterbeispiel nachhaltiger Technik, eine perfekte Ergänzung des menschlichen Körpers: Das Fahrrad ist die revolutionäre Maschine schlechthin. Schön, dass ihm das Hamburger Museum der Arbeit eine Ausstellung widmet!

Was das Fahrrad ist und kann, wird vielfach unterschätzt, weil es im Rauschen der Eisenbahnen und Automobile untergegangen ist. Das Fahrrad ist schnell, viermal schneller als der Mensch und sogar schneller als das Pferd. Mit einem Fahrrad kann man ohne Weiteres 100 Kilometer am Tag fahren, mit etwas Übung deutlich mehr, womit das Pferd ebenfalls ausgestochen wird.

Radeln ist effizienter ist als jede andere Fortbewegungsart: Bei jeweils optimalem Tempo ist ein Radler doppelt so schnell wie ein Fußgänger, braucht aber nur ein Fünftel an Energie. Der Radler hat weniger Widerstand zu überwinden als ein Geher oder Reiter, er schleppt weniger Gewicht mit sich herum als ein Auto- oder Eisenbahnfahrer.

Das Fahrrad braucht zwar befestigte Wege, aber sonst keine aufwendige Infrastruktur: keine Garage und keinen Stall, weder Benzin noch Futter; es muss nicht regelmäßig betreut und kaum gewartet werden. Sich aufs Fahrrad zu schwingen, bedeutet kaum einen größeren Aufwand als Stock und Hut zu nehmen, dabei vergrößert sich aber der Aktionsradius um ein Vielfaches.

Es gibt wohl keine Maschine, die den menschlichen Körper besser ergänzt, die seine Möglichkeiten auf geschicktere Weise steigert. Im Gegensatz zu Flaschenzügen und Hebeln ist das Fahrrad mit dem Menschen wie verwachsen. Anders als das Motorrad oder der Computer ist es nicht auf eine zusätzliche Energiequelle angewiesen. Das Fahrrad lässt uns unsere eigene Kraft spüren und verschafft uns Freiheit aus eigenem Vermögen.

Das gilt auch im politischen Sinn: Das Fahrrad ist ein demokratisches Verkehrsmittel, eines, das sich alle leisten können. Seine Entwicklung geht einher mit der bürgerlichen Revolution: Mit dem Fahrrad ist auch der einfache Mann plötzlich schneller als der Herr auf seinem Pferd.

Kein Wunder, dass Radler den Ordnungsbehörden immer schon suspekt waren. Einst hatten sie den Kutschen und Autos zu weichen. Sie wurden nummeriert und schikaniert. Und auch heute noch heißt es an Baustellen wie selbstverständlich: „Radfahrer absteigen“.

Dabei weisen Maschinen wie das Fahrrad den Weg in die Zukunft. Sie sind effizient und ressourcenschonend, sie erfüllen ihren Zweck und wirken dabei nicht nur nicht schädlich, sondern sogar gesundheitsfördernd, indem sie ganz nebenbei die Kondition von Leuten erhalten, die viel zu viel ihrer Zeit sitzend verbringen.  KNÖ

■ „Das Fahrrad – Kultur, Technik, Mobilität“: ab 9. Mai, Hamburg, Museum der Arbeit