Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Es ist mal wieder so weit. Wie jedes Jahr zu Beginn der grauen Periode gibt das Künstlerinnenprojekt Goldrausch einen Einblick in die Ergebnisse des einjährigen Professionalisierungskurses. Erstmalig verlagerten die Projektleiterinnen Birgit Effinger und Hannah Kruse die Schau aus dem reinen Ausstellungsraum in kommerzielle Galerien. Ein Schritt, der nicht nur die fast eingefahrene Perspektive auf Raum, sondern auch dessen, was möglich ist, bricht. Leider nicht immer zum Vorteil der Präsentation. Denn war es zuvor noch möglich, jeder Künstlerin zu erlauben, ihre eigene Atmosphäre zu kreieren, entwickeln sich eher nach Innen gekehrte Perspektiven. Ein Zusammenspiel, wie man es sich nach einer monatelangen Zusammenarbeit von Künstlerinnen wünschen könnte, findet nur selten statt. Etwa wenn Karen Scheper in der Galerie September „Nur mit Bewusstsein begabte Organismen können überragende Irrationalität an den Tag legen“ als anarchistische Kartografie an die Wand bringt und sie mit einer buckligen „Black Crowd“ ergänzt. Mit den düsteren Gestalten im Rücken, zwischen Zombies und durch den Alltag Gebückten, verrichtet Kym Ward jeden Samstag ihre Arbeit und versieht einen Minikatalog mit wechselnden Kommentaren. Kreativität ist eben immer auch Fließbandarbeit. Erst recht in einem Galeriekontext. Im Schaulager der Galerie Barbara Thumm hingegen sind es vor allem in sich verankerte Welten, die neugierig machen. Etwa Katja Kolwas Performancevideo „Planet Farbe“, eine wunderbare Gagareise in eine Welt von Farbe und Euphorie, die in einem weißen Monolithen verkapselt ist. Anne Kathrin Greiners Protagonist wandert derweil im Stile von Tarkowskys „Stalker“ durch den vor Geschichte berstenden Tempelhofer Flughafen. Gesellschaftliche Geborgenheit ist in dieser Welt definitiv nicht zu finden.

■ Goldrausch 2010: Glass Crash Feeling; bis 18. Dezember, Di.–Sa. 12–18 Uhr, Galerie September, Charlottenstr. 1, Schaulager der Galerie Barbara Thumm, Markgrafenstr. 68