Wenn die Kylie mit dem Roger

TENNIS Einiges deutet darauf hin, das ATP-Finale könnte in London auch auf Dauer heimisch werden

LONDON taz | Roger Federers rotes Hemd leuchtet, Rafael Nadals sonnengelbes Stirnband strahlt, und die Konturen des Spiels sind scharf und klar wie unter freiem Himmel nie. Während der Seitenwechsel dröhnt laute Musik aus den Lautsprechern, und es hat was von großer Welt, wenn die dazugehörende Sängerin tatsächlich unten im Publikum in der ersten Reise sitzt – wie letztens Kylie Minogue.

Es ist ein Spektakel, dieses ATP-Finale, und die Ahnung vom letzten Jahr bei der Premiere, dass das Turnier der besten acht Tennisspieler des Jahres in der O2 Arena in den Londoner Docklands den richtigen Platz gefunden hat, trog nicht.

So wie in der Zeit zwischen 1977 und 1989 im New Yorker Madison Square Garden, den Broadway um die Ecke. Danach landete das Finale in Deutschland, von 1990 bis 1995 in der stimmungsvollen Frankfurter Festhalle, von 1996 bis 1999 dann in einer Messehalle auf dem EXPO-Gelände in Hannover. Auch daraus hätte was Dauerhaftes werden können, aber die ATP favorisierte die Idee, das Turnier zur weltweiten Promotion auf Wanderschaft zu schicken. Dann schickte die ATP das Turnier zur Belebung des asiatischen Marktes als Masters Cup für vier Jahre nach Schanghai. Aber der Abstand zu den Zentren des Tennis in Europa und den USA schadete der Reputation. So kehrte das Finale nach Europa zurück, auch dank eines neuen Titelsponsors, dem der Fünfjahresvertrag bis 2013 dem Vernehmen nach mehr als 29 Millionen Euro wert war.

Aber es ist nicht nur das Geld, das den Eindruck nährt, das könnte eine sehr dauerhafte Beziehung werden zwischen der spektakulären O2 Arena und diesem Turnier. Zweimal am Tag ist die Halle mit 17.500 Zuschauern gefüllt, und beim Blick auf das Spektakel wundert man sich, dass in Deutschland die Leute meinen, Tennis interessiere keinen mehr. DORIS HENKEL