ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI
: Moin, Mord und Kungelei

Es ist kein gutes Zeichen, wenn man ein Projekt verteidigen muss, bevor es überhaupt an den Start gegangen ist. Eine gewisse Unentspanntheit schwingt da mit: Man ist sich der potenziellen Schwächen der eigenen Idee ja durchaus bewusst, aber – das ZDF probiert es mit „Friesland“ (Regie: Dominic Müller; Buch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf) einfach trotzdem noch mal mit einem komödiantischen Regionalkrimi. Auch wenn man sich sogar in Mainz schon fragt: „Noch einer? Hat der Zuschauer denn nicht allmählich genug davon?“

Es wäre ihm nicht zu verdenken. Wer auf überdrehte Ostfriesenfolklore steht und die „Heiter bis tödlich“-Vorabendreihe in der ARD mag (immerhin unglaubliche fünf Prozent des deutschen Fernsehpublikums), wird so richtig Spaß haben. Alle anderen werden aus ebendiesen Gründen keinen haben.

Da ist also der gutmütige Dorfpolizist Jens Jessen („Weißensee“-Hauptdarsteller Florian Lukas), der zufrieden die Tage hinter seiner Radarfalle auf einer Landstraße bei Leer verbringt und vom Leben nicht mehr erwartet als Posaunenchor und Stammtisch. Da ist die Quotenmigrantin, Jessens Kollegin Süher Özlügül (Sophie Dal), weil man ja auch auf dem platten Land nicht mehr hinterm Mond lebt. Und da ist der bräsige Chef Goosen (Thomas Kügel), der mit dem örtlichen Haschdealer, der Dorfnutte und bestimmt auch dem Oberrammler vom Kaninchenzüchterverein kungelt, alsbald aber tot hinterm Deich liegt. Waren’s die Nutte, der Dealer – oder doch der geschniegelte Geschäftsmann mit seinem dubiosen Offshore-Windparkprojekt?

Da sind also mit groben Strichen überzeichnete Figuren, da ist der übliche norddeutsche Klischeeeintopf aus Moin, Moin, Kungelei und Stammtisch – und die hehre Hoffnung beim ZDF, dass „der Hunger nach Krimis beim Fernsehzuschauer nach wie vor ungestillt zu sein scheint“. Blöd nur, wenn einem beim Essen schlecht wird.

„Friesland – Mörderische Gezeiten“; Sa., 20.15 Uhr, ZDF