LESERINNENBRIEFE
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Die Regierung macht Angst

■ betr.: „Der Terror droht, und das Müsli ist alle“, taz vom 22. 11. 10

Ranga Yogeshwar hat das Thema sehr treffend kommentiert. Abgesehen davon, dass die Regierung sich selber ein Armutszeugnis ausstellt, sollte es so sein wie vermutet, ist die Idee nicht sehr innovativ. Es gab und gibt genügend Regierungen auf der Welt, die sich solcher Praktiken bedienen. Die Terrorwarnungen der Regierung machen mir keine große Angst. Aber langsam macht mir unsere Regierung Angst. BRIGITTE BÖCKMANN, Alpen

Die Terrorseite hat gewonnen

■ betr.: „Parlament im Fadenkreuz“, taz vom 23. 1. 10

Sieht so „normal verhalten“ aus? Absperrgitter, bis unter die Zähne bewaffnete Polizisten, gesperrte Besucherbereiche? Selbst wenn es Anschlagspläne geben sollte, hat die Terrorseite so bereits gewonnen. Ein fatales Zeichen in einer Stadt, die internationaler Touristenmagnet ist, gerade zur Vorweihnachtszeit. Und gleichzeitig werden die Rufe nach Bundeswehreinsätzen auch im Inland wieder laut. Müssen wir uns dann an Panzer zum „Schutz der Bevölkerung“ gewöhnen? Eine gute Terrorabwehr ist für mich immer noch die, von der ich nichts sehe und höre. CHRISTINE STECKER, Hamburg

Perfektes Theater

■ betr.: „Erstaunlich clevere Koalition“, taz vom 23. 11. 10

Die Cleverness besteht doch vor allem darin, dass in den Medien nicht mehr über Rentenkürzungen, Gesundheitsreform und Atomkraftwerke diskutiert wird, sondern über innere Sicherheit. Bei diesem Thema gehen die Punkte traditionell nach rechts. Wenn der November ohne Bombe zu Ende geht, hat die Regierung uns beschützt. Wenn es knallt, hat sie immerhin gewarnt. Perfektes Theater.

HEINO HOFFMANN, Hamburg

Auch bestes Übel ist ein Übel

■ betr.: „Olympiabewerbung abgewatscht“, taz vom 22. 11. 10

Also, wenn die Grünen die Olympiade, die nie wirklich ökologisch sein kann, als die best-ökologische Olympiade überhaupt realisieren wollten – warum sollten dann unsere AKWs, die nie wirklich sicher sein können, nicht auch als die „best-sicheren“ weiterlaufen dürfen? Auch das beste Übel ist ein Übel. BARBARA SCHLICHT, Heimenkirch

Wenig Gutes für die Zukunft

■ betr.: „Die Pflege-Schweinerei“, taz vom 23. 11. 10

Die Botschaft ist richtig. Denn bei der Reform der Pflegeversicherung gibt es eigentlich nur einen Gewinner. Und zwar jene Versicherungskonzerne, die – welch ein Zufall – beim Sponsoring der FDP-Parteitage meistens ganz vorne zu finden sind. Und sich ein sehr gutes Geschäft ausrechnen können, wenn das Pflegewesen nicht solidarisch, sondern wie in den USA nach rein privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten organisiert wird und der störende gesellschaftliche Zusammenhalt in jenen Bereichen nur noch eine untergeordnete bzw. gar keine Rolle mehr spielt. Was für die Zukunft wenig Gutes erwarten lässt. Denn die schwierige Herausforderung der Alterung der Gesellschaft lässt sich nur human bewältigen, wenn Gemein- statt Eigensinn wieder eine größere Rolle spielt. Und eben jene christlichen Werte scheinen bei CDU, CSU und FDP weiterhin zu fehlen.

RASMUS PH. HELT, Hamburg