NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Villa Amalia„Von jetzt an sag ich nein“, sagt Ann Hidden etwa zum Ende des ersten Drittels des Films. Da ist sie längst dabei, ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Sie hat einen Mann, sie hat eine Karriere als Komponistin neuer Musik, als international gefragte Klavierspielerin. Sie hat eine schöne Wohnung, sie hat eine alte und kranke Mutter, um die sie sich kümmert, sie hat ein scheinbar erfülltes Leben – und sagt nein dazu, nein und nein. Nicht, weil sie wüsste, was sie anderes will. Vielmehr sucht sie einen Ort auf der Welt zum Verschwinden. Sie will durch alle sozialen Netze schlüpfen, die sie in ihrem bisherigen Leben halten. Regisseur Benoît Jacquot erklärt nicht, zeigt nur. Isabelle Huppert als Ann Hidden ist das wild pochende Herz dieses Films nach einem Roman des Goncourt-Preis-Trägers Pascal Quignard. Ann macht, wovon fast jeder mal träumt. Sie nimmt reißaus, sie macht sich davon, sie geht ins Offene, fängt neu an, lebt anders, liebt anders und riskiert dabei alles. Benoît Jacquot urteilt nicht, zeigt nur. Er findet für das Abrupte, den Bruch, den Abriss, entsprechende Formen: Auslassungen, schroffe Schnitte, der unsanfte Einsatz der Musik. Bei aller Schönheit ist von Kitsch keine Spur. fsk, Hackesche Höfe