„Die Berichte sind vorsichtig formuliert“

BILDUNG III Eltern fordern schon lange die Veröffentlichung der Schulinspektionsberichte, sagt die neue Qualitätsbeauftragte Ruby Mattig-Krone. Sonst verschwinden diese gern unbeachtet in der Schublade

■ Die neue ehrenamtliche Qualitätsbeauftragte ist Ansprechpartnerin für Eltern und Schulen.

taz: Frau Mattig-Krone, der SPD-Bildungssenator Jürgen Zöllner hat Sie zur Qualitätsbeauftragten für die Schulen ernannt. Was qualifiziert Sie eigentlich für den Job?

Ruby Mattig-Krone: Ich habe einen umfassenden Einblick in die Berliner Schullandschaft. Ich habe drei Söhne, war 18 Jahre Elternvertreterin und habe in allen Gremien vom Bezirkselternausschuss Steglitz-Zehlendorf bis zum Landeselternausschuss mitgearbeitet. Dort war ich zuständig für die Beantwortung von Fragen von Eltern. Als ehrenamtliches Mitglied der Berliner Schulinspektion habe ich 33 Schulen mit inspiziert: von Grundschulen über Förderschulen bis zu Gymnasien.

Was genau wird bei einer Schulinspektion untersucht?

Wir betrachten die Schulqualität und -kultur. Damit ist die Einbindung von Eltern und Schülern in die Schularbeit gemeint. Es geht auch um Fragen wie: Welche Kooperationspartner hat eine Schule? Gibt es ein IT-Konzept?

Ob die Klos sauber sind, ist nicht von Interesse?

Danach schauen wir auch. Im Vordergrund der Inspektion steht aber das Unterrichtsprofil. Ob die Schule zum Bespiel einen binnendifferenzierten Unterricht macht oder nicht.

Zöllner will die Inspektionsberichte und Leistungsdaten der Schulen veröffentlichen, der Grundschulverband ist empört. Verstehen Sie das?

Ich finde es gut, dass die Berichte veröffentlicht werden sollen. Der Elternausschuss fordert das seit vielen Jahren. Die Schulinspektionsberichte sind ja sehr vorsichtig formuliert. Es wird herausgestellt, was die Schulen schon machen, wo sie gut sind. Die Mängel werden natürlich auch aufgezeigt. Ziel ist es ja, es besser zu machen. Es kann nicht angehen, dass ein Schulleiter einen Bericht in die Schublade steckt und die Ergebnisse nicht mal mit seinem Kollegium bespricht.

Ist das so?

Zum Teil schon. Gerade bei den leistungsschwachen Schulen, die es dringend nötig hätten, wurde gar nicht damit gearbeitet.

Ein Fünftel der Berliner Schulen gilt als leistungsschwach. Woran liegt das?

Schulen, bei denen ein erhöhter Entwicklungsbedarf festgestellt wird, haben sehr häufig Schulleiterprobleme. Das heißt, die Leitung funktioniert nicht.

Für wen genau wollen Sie in Zukunft Ansprechpartnerin sein?

Vor allem für die Eltern, aber ich würde ich mich freuen, wenn auch Schulen das nutzen. Ich denke, ich könnte viele nützliche Hinweise und Tipps geben.

INTERVIEW:
PLUTONIA PLARRE