Nicht nur Kondome verteilen

Ex-Tennis-Profi Michael Stich startet Aids-Aufklärungskampagne an Hamburgs Schulen

Nein, beim Anhusten, Niesen oder Küssen wird der HI-Virus nicht übertragen. Auch nicht über die Zahnbürste. Und an der Luft überlebt der Virus in etwa so lange, wie Sie diesen Satz lesen. Derlei versichert Rainer Ganschow, Leiter der Immundefektambulanz der Uniklinik Eppendorf. Er ist einer von acht Ärzten, die bei Michael Stichs neuem Präventionsprojekt an Hamburger Schulen mitmachen.

Der frühere Tennisstar setzt sich mit seiner Stiftung seit zwölf Jahren für aidskranke Kinder ein. Er bemängelt den „schlechten Wissenstand“ über die Krankheit, der sich häufig auf den Schutz durch Kondome beschränke. Keine Ahnung also von Übertragungswegen und dem Stand der Forschung.

Das Konzept seines durch Spenden finanzierten Projekts: Ein Arzt hält erst einen etwa 20-minütigen Vortrag vor Schülern im Alter von zwölf bis 18 Jahren zum Thema Übertragungswege, Krankheit, deren Verlauf, den Forschungsstand und soziale Konsequenzen für die Betroffenen. Anschließend können die Jugendlichen etwa 30 Minuten lang Fragen stellen. Der Unterschied zu der bislang stattfindenden Aufklärung an den Schulen: „Ärzte, die täglich mit HIV-Infizierten und Aidskranken arbeiten, können anders mit dem Thema umgehen als Lehrer, die sich das Wissen aus Büchern angeeignet haben“, so Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Diering (CDU).

Christiane Becker, Lehrerin an der Ganztagsschule Osterbrook, hält die Kampagne für einen „guten Anfang“, findet den Vortrag pädagogisch jedoch nicht ausgereift. „Der ist sehr theoretisch.“ Wichtig sei, dass der Arzt nicht nur Dias und Fakten an die Wand werfe sondern konkret von seiner Arbeit mit den Betroffenen erzähle, „sonst hören die Schüler nicht hin“. Ob es sinnig ist, Fünftklässler mit der Kondomthematik zu behelligen, bezweifelt sie ebenfalls. „Für die ist das Thema noch weit entfernt“, sagt Becker.

Stich betonte, das Modell sei erst einmal die Startgrundlage. Änderungswünsche würden in Absprache mit den Schulen berücksichtigt. Bislang haben sich 20 angemeldet. „Wenn die Kampagne in Hamburg erfolgreich ist, wäre sie auch in anderen Städten denkbar“, so Stich. sock

infos und Anmeldung unter www.michael-stich-stiftung.de