DIE KLEINE WORTKUNDE[Werther-Effekt]

Nach der Veröffentlichung von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“ 1774 brachten sich zahlreiche junge Menschen um. Ihr Selbstmord war deutlich als Nachahmung der Romanvorlage erkennbar. Jede Menge Studien haben seither gezeigt: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Medienberichterstattung über Selbstmorde und einer Zunahme von Suiziden.

In die Soziologie eingeführt wurde der Begriff Werther-Effekt 1974 von dem amerikanischen Soziologen David Philipps, der als erster Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen der Berichterstattung über Suizide prominenter Personen und der Suizidrate der Bevölkerung nachweisen konnte.

Wie uns die Nachrichtenagentur dpa nun nahebringt, stieg die Zahl der Selbstmorde in Nordrhein-Westfalen nach dem Freitod des Nationaltorwarts Robert Enke stark an. Der Nationaltorhüter starb am 10. November 2009. In diesem und dem folgenden Monat registrierten die Statistiker „die höchsten Steigerungsraten“ des Jahres.

Das ist ein ziemlich makabres Börsendeutsch für ein so banales wie unfassbares Phänomen. In den Wintermonaten 2009 gab es laut den Statistikern eine Hausse bei Selbstentleibungen: Die Zahl der Suizide sei im November 2009 um 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen, im Dezember sollen es gar 22,9 Prozent mehr gewesen sein, heißt es. Im gesamten Jahr betrug der Anstieg allerdings lediglich 4,5 Prozent. DAS