Lebendiger Zugang zur Geschichte

GESCHICHTE Das mehrfach ausgezeichnete Uni-Projekt „Aus den Akten auf die Bühne“ will seine Bildungsarbeit ausbauen und verstärkt mit Schulen kooperieren. Dafür benötigt es allerdings Geld

„Wir haben Berge von transkribierten Dokumenten, nach denen uns Lehrkräfte und Fachleiter fragen“

EVA SCHÖCK-QUINTEROS, PROJEKTLEITERIN

Das Uni-Projekt „Aus den Akten auf die Bühne“ bekommt Hilfe: Mit insgesamt 45.000 Euro unterstützt die Stiftung „Die Schwelle“ und das Bremer LidiceHaus das Geschichtswissenschafts-Projekt. Das will in den nächsten drei Jahren seine Kooperation mit Bremer Schulen und Bildungseinrichtungen ausweiten. Geplant ist die Schaffung einer halben Stelle – allerdings reicht das Geld dafür noch nicht.

Im Rahmen des mehrfach ausgezeichneten Projekts des Instituts für Geschichtswissenschaft entwickeln und inszenieren Studierende seit 2007 zusammen mit Schauspielern der Shakespeare Company szenische Lesungen zu historischen Themen an Originalschauplätzen. So bringen aktuell Akteure unter der Regie von Peter Lüchinger den Alltag in Bremen während des Ersten Weltkriegs auf die Bühne. „Eine Stadt im Krieg. Bremen 1914 - 1918“ geht der Frage nach, wie sich das Leben in Bremen in diesen Jahren jenseits von Weltpolitik und Diplomatie verändert hat.

„Schülerinnen und Schüler lernen auf diese Art besser, Geschichte zu begreifen und auch im politischen Kontext der Gegenwart zu betrachten“, sagt Projektleiterin Eva Schöck-Quinteros. Lokalgeschichte werde weniger abstrakt wahrgenommen, „vor allem von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund: Die interessieren sich oft überhaupt nicht für die deutsche Geschichte, aber durchaus für die der Stadt, in der sie leben.“ Solche Zugänge zu schaffen könnten Schulen oft nicht leisten.

Das merke sie in diesem Jahr ganz besonders: „Wir können uns vor Anfragen zum Thema Erster Weltkrieg kaum retten.“ Nur ein Bruchteil der von den Studierenden recherchierten historischen Quellen würde auf die Bühne gebracht, „aber wir haben Berge von transkribierten Dokumenten, nach denen uns Lehrkräfte und Fachleiter fragen, weil die natürlich perfekt wären als Unterrichtsmaterial“, sagt Schöck-Quinteros.

Eine direkte Zusammenarbeit mit Schulen sei bislang aufgrund der knappen Ressourcen nur punktuell möglich gewesen. „Wir würden gern Besuchsvorbereitungen für Schüler und Lehrer anbieten, aber auch gemeinsam mit Schülern an vergangenen Themen arbeiten“, sagt Schöck-Quinteros. Durch die Finanzspritze sei zwar ein erster Schritt in diese Richtung getan, „aber wir suchen noch weitere Förderer“.

Vorerst wird die szenische Lesung zum Ersten Weltkrieg wieder aufgenommen. Morgen und übermorgen ist sie jeweils um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz zu sehen, aber auch außerhalb Bremens gastiert „Aus den Akten auf die Bühne“: Auf Einladung der Bremischen Landesvertretung wird „Eine Stadt im Krieg“ im Juni in Brüssel gezeigt und im September als Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung „14-Menschen-Krieg“ im Militärhistorischen Museum in Dresden.  SIMONE SCHNASE