In der besetzten Schule herrscht Nachdenklichkeit

FLÜCHTLINGE Mehr als die Hälfte der Bewohner der Schule sind zum Umzug bereit, so Stadtrat Panhoff

Nach der friedlichen Räumung des Oranienplatzes im April konzentrieren sich die politischen Bemühungen nun darauf, die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg leerzubekommen. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hat für die Bewohner bereits eine alternative Unterkunft in der Innenstadt bereitgestellt. Wo, ist noch geheim. Der Umzug soll aber erst erfolgen, wenn die Registrierung der Flüchtlinge abgeschlossen ist. „Eine Frist dafür gibt es nicht“, sagte Hans Panhoff, grüner Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, am Sonntag zur taz.

Nicht ewig warten

Panhoff dementierte damit Berichte, wonach die Registrierung bis zum 15. Mai erfolgt sein soll. Die Medien hatten sich auf Senatskreise berufen. Allerdings werde man auch „nicht ewig“ warten. In dem Gebäudekomplex in der Ohlauer Straße leben nach Schätzung des Bezirksamts derzeit rund 220 Menschen, davon sind rund 50 Roma. Ende April war in der Schule ein 29-jähriger Marokkaner von einem anderen Bewohner erstochen worden. Täter und Opfer sollen zuvor einen Streit um die Benutzung der einzigen funktionsfähigen Dusche gehabt haben.

Ein Drittel der Roma habe der Bezirk bereits in Ersatzunterkünften untergebracht, beschreibt Panhoff die aktuelle Lage im Haus. Trotzdem zögen immer wieder neue nach. „Sie weigern sich fast mehr, das Haus zu räumen, als die Flüchtlinge.“ Der Tod des Marokkaners habe unter den Flüchtlingen Nachdenklichkeit ausgelöst, so Panhoffs Eindruck. Die Bereitschaft, sich auf eine alternative Unterkunft einzulassen, wachse – „auch wenn das Wohnen dort nicht mehr so selbstverwaltet sein wird wie in der Schule“. Weit mehr als die Hälfte der Flüchtlinge seien bereit, sich registrieren zu lassen, vermutet der Baustadtrat.

Wie beim Oranienplatz ist es Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD), die die Verhandlungen in der Schule führt. Die einzige Möglichkeit, das Gebäude freizubekommen, sei, alle Bewohner geordnet ausziehen zu lassen, sagt Panhoff. „Sonst ziehen sofort andere nach.“

Nach der Sanierung will der Bezirk in der Schule ein Projektehaus einrichten, das auch ein Flüchtlingszentrum und eine Wohnetage beinhalten soll. Denkbar sei, später dort wohnende Flüchtlinge an der ein oder anderen Bautätigkeit zu beteiligen, sagt Panhoff. Allerdings könne das nur ehrenamtlich geschehen. „Wir können keine illegale Beschäftigungen organisieren“. PLUTONIA PLARRE