Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Zuerst muss man vielleicht sagen, dass das neue Ding die Smoke Fairies sein könnten, Katherine Blamire und Jessica Davies aus England, die bereits seit Schultagen gemeinsam singen und einen dunkel grundierten Folk machen mit einem Zauber, den man nicht so einfach wegerklären kann. Bei Fairport Convention hat man so was schon mal gehört, was nun bereits eine ganze Weile her ist, und die Menschen, die am Mittwoch beim Konzert der Smoke Fairies im Comet waren, werden das bestimmt weitererzählen, schön, neues Ding, mit einem gar nicht so leicht zu erklärenden Reiz … demnächst wahrscheinlich auf den größeren Bühnen. Was Besonderes sind Eagle Boston insofern schon auch, weil bei dem Berliner Quartett zwei Bassisten spielen und dafür auf die Gitarre verzichtet wird, stattdessen gibt es einen herumschweifenden und sirrenden Synthesizer für Erkundungen in den weiten Landschaften zwischen Postpunk-Disco und Neokraut-Psychedelia, für die man zwischendurch auch mal auf dem Rücksitz von Kraftwerk über die „Autobahn“ fährt und dann doch wieder runter von der Schnellstraße will und sich lieber ein paar Artrockverspieltheiten am Wegesrand beguckt. Das alles immer lieber gelassen und ruhig atmend als zickig. Heute Abend stellen Eagle Boston im Kreuzberger Regenbogenkino ihr Albumdebüt vor, visuell begleitet von dem einigermaßen kruden Alienmärchen „Liquid Sky“ mit Blick auf das New York der Frühachtziger, dem hier einfach mal der Ton abgedreht wird. Und aus dem New York der Jetztzeit kommen The Pains of Being Pure at Heart, super Sensibelchenname für eine Band, die einen netten, flotten und gar nicht so schmerzbeschwerten Indiepop macht, schrammelnd wie The Smiths ohne Weltschmerz (was dann natürlich gar nicht mehr die Smiths sein können). Am Montag im Lido. Das Gegengift: Trumans Water mit einem wild durcheinander brüllenden Indiegitarrenrock, bei dem auch ein Captain Beefheart, Sonic Youth, Pavement und ähnliche Gestalten und Bands ihre Stichworte mitbrüllen, was zu einem recht eng und eckig gesetzten musikalischen Slalom führt. Am Dienstag im Bang Bang Club, wo einen Tag später auch The Warlocks aus Los Angeles spielen. Songtitel wie „LSD Heartbeat“ weisen hier den Weg zu Neo-Psychedelia (muss gerade wohl das neue, alte Ding sein) mit einer Musik zwischen den experimentelleren Teilen einer Neu!-Platte und den früheren Velvet-Underground-Liedern.

■ Eagle Boston: Regenbogenkino, Fr, 21 Uhr. 6 €

■ The Pains of Being Pure at Heart: Lido, Mo, 21 Uhr. 18 €

■ Trumans Water: Bang Bang Club, Di, 21 Uhr. 10 €

■ The Warlocks: Bang Bang Club, Mi, 20 Uhr. 14 €