Untröstliche Trainer

Trainer der NRW-Klubs haben es verdammt schwer. Jetzt steht auch Leverkusens Michael Skibbe in der Kritik

LEVERKUSEN taz ■ Macht es eigentlich noch Spaß, einen Fußball-Bundesligisten zu trainieren? Aachens Michael Frontzeck kritisiert den Egoismus seiner Spieler, Thomas von Heesen beschwert sich über das mangelnde Kommunikationsvermögen des Bielefelder Vorstandes, Bochums Marcel Koller darf nach dem ersten Auswärtssieg seiner Mannschaft doch noch bleiben. Bert van Marwijk wird von Dortmunds Geschäftsführung in Frage gestellt, Jupp Heynckes verliert mit Borussia Mönchengladbach jetzt auch die Heimspiele und Mirko Slomka hat es auf Schalke eh schwer. Wie gut, dass wenigstens Leverkusens Michael Skibbe einen für nordrhein-westfälische Verhältnisse ruhigen Job hat. Oder hatte?

Nach dem 1:1 gegen den FSV Mainz am vergangenen Samstag kippte auch bei der Werkself die Stimmung. „Skibbe-raus“ riefen die Fans in der Bay-Arena – erstmals in der laufenden Saison. „So etwas hört man natürlich nicht gern“, sagte der ehemalige Bundestrainer nach dem Spiel und revanchierte sich knallhart: „Wenn man so spielt, wie ab der 25. Minute, dann hat man die Unterstützung bis zum Schluss verdient.“

Immerhin konnte sich Skibbe auf die Unterstützung seines Mainzer Kollegen Jürgen Klopp verlassen. „Ich glaube nicht, dass Bayer noch mehr hätte machen können. Das war am Limit“, sagte er. Kein Wunder. Klopp freute sich über ein glücklich erkämpftes Unentschieden und darüber, wie „geil“ sich dieser Punkt nach den vielen Enttäuschungen der laufenden Saison anfühle. Gern wollte Klopp die Leverkusener an seinem Wohlbefinden teilhaben lassen. Doch die lehnten dankbar ab.

Man baut auf die vereinsinternen Solidarität. Sportdirektor Rudi Völler hatte nach dem Auswärtssieg bei Borussia Mönchengladbach von der Bayer-Elf zwar mehr Konstanz gefordert: „Wir müssen jetzt eine Serie starten“. Doch gestern zeigte er sich etwas zurückhaltender. Im DSF-Stammtisch lobte er sowohl Mannschaft als auch Trainer. Michael Skibbe mache einen „super Job“ und er sei deshalb fest davon überzeugt, dass Leverkusen die internationalen Plätze erreichen werde.

Platz elf spricht nicht unbedingt dafür, dass diese Prophezeiung eintreten wird. Doch Völler hat keine andere Wahl, als daran zu glauben. Er hat Skibbe nach Leverkusen geholt und spätestens seit der gemeinsamen Zeit bei der deutschen Nationalmannschaft wird den beiden ein durchaus freundschaftliches Verhältnis nachgesagt. Da schaut man schon einmal über Kleinigkeiten hinweg.

Am Mittwoch muss Leverkusen beim VfL Bochum antreten. Michael Skibbe trifft dort auf seinen Leidensgenossen Marcel Koller. Nach dem Spiel sind dann wohl auch wieder ein paar tröstende Worte angesagt. Fragt sich nur für wen. HOLGER PAULER