Polizei im Neuland

CYBERCRIME Das Internet wird für Verbrecher attraktiver. Die Polizei muss nachrüsten

„Wir müssen uns auf eine neue Lebenswelt einstellen“

RALF MARTIN MEYER, POLIZEIPRÄSIDENT

Bankbetrug, Passwortklau, Spionage – die Bandbreite der Straftaten, die im Internet begangen werden, ist groß. Und die Bedeutung des Cybercrime nimmt zu: „Die Internetkriminalität steht absolut im Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungsarbeit“, sagt der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Hamburg, Jan Reinecke. Doch während sich die Täter immer raffinierter verhüllten, drohe die Polizei den Anschluss zu verlieren.

Bereits 2013 gab es deutlich mehr Cybercrime-Fälle in Hamburg als im Vorjahr. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik stieg die Zahl der Delikte beim Computerbetrug um 16 Prozent, darunter fällt etwa die Manipulation von Online-Bankkonten. Die Fälle der Datenveränderung und Computersabotage nahmen sogar um 284 Prozent zu. Die Aufklärungsquoten sind geringer als bei anderen Vergehen. Von den 1.265 registrierten Fällen der Computer und Datensabotage in Hamburg etwa wurden nur 23 aufgeklärt. Im digitalen Aufrüsten sieht der BDK-Vorsitzende die Polizei im Hintertreffen.

„Die Täter spezialisieren sich immer weiter. Der Polizei fehlt es dagegen an Experten und Weiterbildungen“, moniert Reinecke. „Die Internetanschlüsse der Polizei sind so langsam, dass viele Kollegen lieber mit privaten Tablets und Smartphones ermitteln. Das ist keine Ausnahme, sondern die Regel.“ Viele Rechner hätten zu wenig Speicherplatz, die Server seien veraltet. Der BDK setzt auf den neuen Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer. Der 54-Jährige führte die Internetkriminalität zum Amtsantritt als eine seiner größten Herausforderungen an und sagte: „Wir müssen uns auf eine neue Lebenswelt einstellen.“  (dpa)