Eckig und rund

TASTEN & TROMMELN Knistern, klappern, zischen: Der Experimentalpianist Hauschka trifft im Uebel & Gefährlich auf den neugierigen und offenherzigen Schlagzeuger Sven Kacirek

Klangereignisse angeordnet wie herabschlierende Schneefäden

VON ALEXANDER DIEHL

Wenn es denn hält, das Wetter. Dann passt es, wie manch schlechtes Sprichwort es will, zur Musik von Volker Bertelmann alias Hauschka: So nämlich, wie in diesen Stunden fein vom Himmel herab die Schneefäden schlieren, so ordnet der studierte Pianist die Klangereignisse an. Und wie eine Schneefläche, noch unberührt, am Morgen längst nicht nur Kinder große Augen machen lässt, versetzt der weit gereiste Düsseldorfer damit nun schon seit mehreren Jahren die unterschiedlichsten Zuhörerschaften in Staunen.

Zunächst lotete er denkbar weit abseits der üblichen akademischen Rahmen aus, was sich dem – im Sinne John Cages oder auch Robert Crumbs – Präparierten Klavier so alles entlocken lässt: Beklebte und dämpfte die offen daliegenden Saiten seines Instruments, so dass es knisterte und zischte und klapperte mit jedem Anschlag; und gezielt verstimmt klang, was eigentlich doch wie aus dem Lehrbuch kam. Eine weitere Ebene fügte dem die Elektronik hinzu: Hauschka, inzwischen auf einschlägig-aufgeschlossenen Labels wie Karaoke Kalk und Fat Cat veröffentlichend, ließ seine Stücke remixen von Knöpfchentwistern und Sequencerfiddlern aus nah und fern, mit denen er sich auch manche Bühne teilte.

Zuletzt dann umgab er sich mit den Musikern des kalifornischen „Magik*Magik Orchestra“ und fügte seinen aufgefächert zirpenden Dreiklängen einen zusätzlichen, kammermusikalischen Layer hinzu: Hauschkas, wenn man so will, post-minimalistische Phase. Ohne Orchester ist er nun im Feldstraßenbunker zu Gast und trifft dabei – nicht zum ersten Mal – auf den offenherzigen Hamburger Schlagzeuger Sven Kacirek: Der kann Jazz und Dancefloor genauso wie ambitioniertes Installationskunstvertonen und hat zuletzt, im Namen deutschen Kulturexports, Kenia bereist. Wiederum weit entfernt von fehl gehendem Crossoverquatschs begegnen sich da also Tasten und Trommeln, Eckiges und Rundes.

■ Mi, 1. Dezember, 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66