Tote bei Kämpfen in Slawjansk

UKRAINE Größte Bank schließt ihre Filialen im Osten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bietet Vermittlung an. Bundesregierung wirbt für Genf II

Präsident Alexander Turschinow warf Russland Kriegstreiberei vor

KIEW/SLAWJANSK rtr/afp/dpa | Bei neuen Kämpfen zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten um die östliche Stadt Slawjansk sind am Montag nach Angaben Kiews vier Soldaten getötet und etwa 30 weitere verletzt worden. Das Innenministerium warf den prorussischen Milizionären vor, Zivilisten als „Schutzschilde“ zu missbrauchen und Häuser in Brand zu stecken. In Slawjansk sind seit Tagen ukrainische Soldaten mit Panzerfahrzeugen, Hubschraubern und Gefechtswagen im Einsatz.

Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turschinow machte erneut Russland für die bürgerkriegsähnlichen Zustände verantwortlich und warf Moskau Kriegstreiberei vor. Russland versuche die Lage vor den Präsidentenwahlen am 25. Mai „völlig zu destabilisieren“, sagte er dem Kiewer Fernsehsender 5. Kanal.

In Donezk und Kramatorsk haben prorussische Separatisten nach eigenen Angaben zentrale Gebäude wieder unter ihrer Kontrolle. „Wir haben die Verwaltungsgebäude in den entscheidenden regionalen Zentren eingenommen“, sagte der Anführer der selbst ernannten Volksmiliz, Miroslaw Rudenko, am Sonntag der Agentur Interfax. In Donezk und Lugansk wurden die Filialen der größten ukrainischen Bank vorübergehend geschlossen. In den vergangenen zehn Tagen seien dort 24 Niederlassungen, 38 Geldautomaten und 11 Geldtransporter Ziel von Überfällen, Brandstiftung oder Einbrüchen gewesen, begründete das Institut Privatbank den Schritt am Montag.

In der Hafenstadt Odessa kündigten prorussische Separatisten den Angriff auf Regierungsgebäude an. Sie wollten nach der Beerdigung eines Kommunalpolitikers mehrere Einrichtungen besetzen, hieß es. Rund 300 Menschen waren bei der Trauerfeier für Wjatscheslaw Markin und skandierten: „Held, Held!“ Viele von ihnen trugen das St.-Georgs-Band, ein Schwarz und Orange gestreiftes russisches Symbol der Tapferkeit, das an den Zweiten Weltkrieg erinnert und von den Separatisten in der Ukraine übernommen wurde.

Markin war am Sonntag seinen Verletzungen erlegen, die er bei einem Brand in einem Gewerkschaftsgebäude am Freitag erlitten hatte. Er und Dutzende prorussische Aktivisten hatten sich in das Haus nach Unruhen geflüchtet, dann ging es in Flammen auf. Bei den Auseinandersetzungen in Odessa wurden mehr als 40 Menschen getötet.

Unterdessen hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon angeboten, zwischen den Konfliktparteien in der Ukraine zu vermitteln. Zugleich rief er am Montag alle Seiten auf, die schwere Krise „mit friedlichen Mitteln“ beizulegen, wie es in einer Erklärung Bans an die Nachrichtenagentur AFP in Abu Dhabi heißt.

Deutschland dringt auf einen neuen Vorstoß für eine diplomatische Lösung der Krise. Außenminister Frank-Walter Steinmeier warb für eine weitere Gesprächsrunde in Genf, bei der eine klare Lösung gefunden werden müsse, wie der Konflikt beendet werden könne. Er habe ein Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow, dem US-Minister John Kerry, der EU und der OSZE angeregt, sagte er. Die OSZE müsse in dem Konflikt eine stärkere Rolle einnehmen.

Auch der Kreml in Moskau bestätigte, Russland und Deutschland seien sich einig über die wichtige Rolle der OSZE. Das hätten Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefonat am Sonntagabend bekräftigt, hieß es in einer Mitteilung.