Autofrei ist in Prenzlauer Berg schnell vorbei

ELEKTROAUTOS Der Vorschlag für einen autofreien Helmholtzkiez ist vom Tisch

„Den Stecker gezogen“ habe das Bezirksamt dem „Projekt autofreier Helmholtzkiez“, twittert der Pankower Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) am Dienstag. Damit ist eine Idee vom Tisch, die in den letzten Tagen zu viel Aufregung führte: Der Tagesspiegel hatte am Sonntag gemeldet, Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) wolle im Rahmen des „Eco-Mobility-Festivals“ im Mai 2015 den Helmholtzkiez für den herkömmlichen Autoverkehr sperren. Bewohner sollten auf elektrobetriebene Leihwagen und Shuttlebusse ausweichen.

Das sorgte für Ärger: Bezirksbürgermeister Köhne sagte, er habe von der Idee aus der Zeitung erfahren, Anwohner protestierten gegen die „Zwangsmaßnahme“.

„Das Projekt wird es so, wie es bisher diskutiert wurde, nicht geben“, sagt nun Köhne. Ganz verwerfen wolle man die Idee zwar nicht, sie müsse aber „vom Kopf auf die Füße gestellt“ werden. Anstatt ein Quartier auszuwählen, sei etwa eine Ausschreibung denkbar, in der sich Pankower Kieze um das Projekt bewerben können. Er habe nichts gegen Elektromobilität, betont Köhne, aber man könne das „nicht gegen die Leute machen“.

Stadtrat Kirchner lässt sich indes nicht entmutigen: Ihm sei von vornherein klar gewesen, dass seine Idee auf Widerstände stoßen werde, auch wenn ihn die Art der Auseinandersetzung überrascht habe. Er sei jedoch weiterhin überzeugt von dem Projekt. Außerdem müsse es möglich sein, Vorschläge zu machen, „ohne gleich als Bevormunder zu gelten“. „Schließlich gäbe es heute auch keine Eisenbahn und kein Telefon, hätten die Erfinder damals auf jeden Zweifler gehört“, so Kirchner.

Nicht zuletzt wegen technischer Probleme ist das Projekt nun gekippt. Die nächste Idee zum Thema gibt es aber schon: Die BVG will ab Mitte 2015 für ein Jahr auf einer ihrer Linien Elektrobusse testweise einsetzen. Allerdings soll der Autoverkehr auf dieser Strecke auch weiterhin erlaubt sein. MALENE GÜRGEN