Polizei wechselt den Kurs

HOOLIGANS Vermummte Rechte unbehelligt neben Polizisten? „Kann man besser machen“, kritisiert Bremens Polizeipräsident den Einsatz gegen ein Hooligan-Schiff beim letzten Bundesliga-Nordderby

Bremens Polizeipräsident Lutz Müller räumt Fehler beim Einsatz gegen Hooligans beim letzten Nordderby ein. Im März hatten 137 gewaltsuchende, rechtsgerichtete Hooligans für das Fußballspiel des HSV gegen Werder ein Schiff gechartert. Nach einer Polizei-Kontrolle jagte ein Teil von ihnen Journalisten und Passanten (taz berichtete). In der Innendeputation stimmte Müller gestern der taz in einigen Punkten zu.

Etwa in der Kritik daran, dass nur von 43 der 137 Hooligans die Personalien aufgenommen wurden und sie sich während der Kontrolle unbehelligt vermummen durften. „Das kann man besser machen“, so Müller. Zu Fotos, die vermummte Hooligans direkt neben Polizisten zeigen, sagte er: „Da kommen wir nicht so richtig gut bei weg.“ Es wäre „das Mindeste“ gewesen, alle Sturmmasken sicherzustellen.

Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hatte auf Anfrage des Linksfraktions-Deputierten Rolf Gössner das Vorgehen der Polizei noch als „konsequent“ bezeichnet. Polizei-Chef Müller sagte nun, er hätte auch erwartet, dass eine „Vollkontrolle“ durchgeführt würde.

Die Entscheidung, zwar alle Hooligans zu durchsuchen, die Personalien-Kontrolle aber abzubrechen, sei vor Ort getroffen worden. Nach zwei Stunden habe der Einsatzleiter die Polizisten für die Nachspiel-Phase wieder zur Verfügung haben wollen. Dafür gab es Müller zufolge aber gar keinen Grund: Entweder es bestehe polizeilicher Notstand oder man beende die Maßnahme.

Für eine kollektive Ingewahrsamnahme der Gruppe habe die Rechtsgrundlage gefehlt: Ein Schiff zu chartern, sei auch einem Hooligan erlaubt. Und ein Banner mit der Aufschrift „Scheiß Hamburg“ an der Bordwand zu präsentieren, sei kein Vergehen: „Eine Stadt“, so Müller, „kann man nicht beleidigen.“ Über mögliche Straftaten nach der Kontrolle, über die die taz berichtete, lägen der Polizei hingegen keine Erkenntnisse und keine Strafanzeige vor. Nur dann aber könne man ermitteln. Mit etwa 1.100 eingesetzten Beamten sei der Polizeieinsatz bei dem Fußballspiel einer der größten der letzten Jahre gewesen.  JPB