Energie und Digitales für Zukunft

KONZERNE Siemens-Chef Kaeser baut um: weniger Medizin und weniger Schwerindustrie. 10.000 Jobs bedroht. Alstom-Kauf „nicht um jeden Preis“

BERLIN rtr/dpa | Mit einem groß angelegten Konzernumbau bläst Siemens-Chef Joe Kaeser zur Aufholjagd auf die profitablere Konkurrenz. Um die Lücke zu Rivalen wie GE oder ABB zu schließen, setzt der 56-Jährige künftig vor allem auf die Energietechnik und moderne Fabrikausstattung. Von der traditionsreichen Medizintechnik und der Schwerindustrie wendet er sich ab. In der neuen Strategie kommt der französische Wettbewerber Alstom nicht vor, um dessen Energiesparte sich Siemens und GE ein Bietergefecht liefern. Kaeser machte am Mittwoch deutlich, dass er nicht um jeden Preis eine Übernahme will.

Die 360.000 Mitarbeiter müssen sich nach zahlreichen Spar- und Sanierungsprogrammen der vergangenen Jahre erneut auf Einschnitte gefasst machen. Rund eine Milliarde Euro will der Exfinanzchef einsparen, nach Gerüchten sollen 5.000 bis 10.000 Jobs bedroht sein.

Der Konzern soll künftig in neun Divisionen gegliedert sein. Die Energietechnik-Sparte wird gestärkt. Daneben setzt der Siemens-Chef auf das Digitalisierungsgeschäft für die Industrie, wie etwa Fernwartungen von Anlagen über das Internet. Die neue Division heißt „Digital Factory“. Sie soll bis zu 20 Prozent operative Rendite abwerfen und die bislang ertragreichste Sparte Medizintechnik noch überflügeln. In den jeweiligen Divisionen hat sich Siemens Renditeziele zwischen 5 und 20 Prozent vorgenommen. Ein neues Gesamtrenditeziel sparte sich Kaeser. Sein Vorgänger Peter Löscher war an der Ambition von 12 Prozent gescheitert und musste gehen. Der Gesamtumsatz der Münchner stagnierte in den Monaten Januar bis März bei 17,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang schrumpfte überraschend stark um 13 Prozent. Siemens erwartet kaum Rückenwind von der Konjunktur, will aber dennoch 2014 den Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent steigern.