heute in bremen
: Orte der Ausgrenzung

Heute diskutiert Bremen über einen Ausweg aus der Krise der Stadt

taz: Warum ist die Stadt in der Krise?

Hartmut Häußermann, Stadtsoziologe: Weil es einen starken sozioökonomischen Wandel gibt, der zu neuen Spaltungen und Ausgrenzungen führt. Die Arbeitsplätze in den verarbeitenden Industrie fallen in den Städten weitgehend weg, die hohe Arbeitslosigkeit und die Jobs im Dienstleistungssektor bringen größere soziale Ungleichheit mit sich.

Und wie sieht es Bremen im Besonderen aus?

Bremen leidet besonders unter dem Strukturwandel, weil es ein Stadtstaat ist.

Wie kann man der Krise begegnen?

Man kann auf jeden Fall das Problem der Ausgrenzung von ganzen Bevölkerungsgruppen – insbesondere der Migranten – durch Bildungspolitik verhindern.

Was empfehlen sie der Bildungspolitik?

Sie muss die Bildungskatastrophe, die heute für die muslimischen Jugendlichen in bestimmten Stadtteilen existiert, bekämpfen. Weniger als die Hälfte unter ihnen erreicht überhaupt einen berufsqualifizierenden Abschluss. Die haben in der Stadt der Zukunft keine Chance. Und dort, wo viele Kinder sind, deren Muttersprache nicht deutsch ist, ziehen sich die deutschen Eltern zurück, fragmentiert die Stadt.

Was muss die Schule dabei leisten?

Besonders hohe Anstrengungen für die Bildungsintegration von Migranten. In Berlin gibt es ja heute schon Schulen, in die ausschließlich Migrantenkinder gehen. Aber wenn die Schulen so bleiben, wie sie sind, sind das Orte der Ausgrenzung, des Versagens. Fragen: Jan Zier

Vortrag: 19.30 Uhr im Wall-Saal der Stadtbibliothek