Verpasst?
: Arbeit muss her – egal welche

„Stellmichein“, Mi., ZDF, 0.10 Uhr

Wer kümmert sich eigentlich um den Nachwuchs, wenn der Mann einen Job in großer Entfernung annimmt und die Frau für ihre Weiterbildung büffelt? Für Kommunikationstrainer Volker ist die Antwort klar: „Entweder Hartz IV – arbeitslos auf ewig – oder du machst die Kinder“, erklärt er seiner Frau in der gestern Abend im ZDF gestarteten Doku-Soap „Stellmichein!“.

In vier Folgen stellt Regisseurin Kathrin Rothe jeweils Mittwochabend die quälende Jobsuche von Daniela, Michael, Volker, Heidrun und Hermann vor und beleuchtet dabei vor allem die Auswirkungen auf private Beziehungen. So erfährt man einiges über die Verzweiflung, jeden noch so unterbezahlten Job annehmen zu müssen. Oder erst gar keinen angeboten zu bekommen, wie Geograf Hermann. Weil es derzeit keine Jobs für ihn gibt, muss er nach dem Studium wieder bei den Eltern einziehen. Jetzt bewirbt er sich einfach überall, beim BND genauso wie beim Finanzdienstleister.

In solchen Momenten vermittelt Rothe einen wirklich bedrückenden Einblick in den derzeitigen Arbeitsmarkt. Nur kann sie dieses Niveau leider nicht durchgängig aufrechterhalten und langweilt auch mal mit ausufernden Parts über die Jugendfeier der Tochter oder Omas Vorliebe für Spruch-des-Tages-Karten.

Wie schon in ihrem erfolgreichen Debütfilm „Dunkler Lippenstift macht seriöser“ hat Rothe die Vorstellungsgespräche nicht gefilmt, sondern zeigt sie in nach Erinnerung der Bewerber hergestellten Trickfilmen. So bleibt die Serie ihrer Bewerberperspektive treu. Denn genauso wenig wie über die wirklichen Gespräche erfährt man über die wirklichen Ablehnungsgründe der möglichen Arbeitgeber. Die standardisierten Floskeln aus den Ablehnungsschreiben können die Protagonisten aber schon alle auswendig. Michael Schmidt