Ein Drittel der Bremer Juden ermordet

Erstmals gibt ein „Erinnerungsbuch“ Auskunft über den ganzen Umfang der Judenverfolgung in Bremen

Das Werk heißt, ganz bescheiden, „Erinnerungsbuch“. Auf 280 Seiten werden 3.733 Personen aufgelistet, die in der Nazizeit in Bremen als Juden verfolgt wurden. So detailliert sei bisher in keiner Stadt versucht worden, die einzelnen Schicksale nachzuverfolgen, sagt der Leiter des Staatsarchivs, Konrad Elmshäuser.

Aus dem Band lassen sich nicht nur die Schicksale der jüdischen Familien ersehen. Durch die Adressen ist auch erkennbar, in welcher Straße welche Juden – von der ‚arischen‘ Bevölkerung angeblich unbemerkt – verschwunden sind. Die Historiker hoffen, dass sie von Zeitzeugen oder Nachfahren noch viele Hinweise erhalten, um die Angaben des Buches zu vervollständigen.

Aus den gesammelten Daten lassen sich zudem interessante Statistiken zusammenstellen. So haben 2.156 der Verfolgten überlebt – meist durch Emigration. Einzelne aber auch in Bremen, 24 „Volljuden“ sind aus Krankheitsgründen bei Deportationen „zurückgestellt“ worden.

60 Prozent der erfassten Personen waren als „mosaischen Glaubens“ gekennzeichnet, 33 Prozent waren Protestanten, die von den Nazis aus ‚rassischen‘ Gründen als „Juden“ behandelt wurden. Von den 765 ermordeten BremerInnen waren 93 Prozent jüdischen Glaubens. Anders gesagt: Ein Drittel der Bremer Juden sind in der Nazizeit ermordet worden.

Gern würde das Staatsarchiv die entstandene Datenbank um die Namen der aus anderen Gründen verfolgten Bremer erweitern – insbesondere um Sinti und Roma, politisch Verfolgte. Bisher fehlt es dafür aber an einem Sponsor. kawe

Verlag Staatsarchiv, 15 Euro