Betr.: Kulturjournalismus der Universität der Künste Berlin

Neubau war gestern – heute wird umgenutzt: Umspannwerke zu Museen, Fabriken zu Clubs, Kirchen zu Konzerthallen. So viel Platz – überall freie Flächen, leere Gebäude, brachliegende Hallen. Der Stadtraum bietet ein riesiges Spielfeld für neue Ideen. Architektonische Umnutzungen zeigen, was man daraus machen kann. Bestehendes wird aufgegriffen und weiterentwickelt. Räume geraten in Bewegung und entfalten eine spontane Kraft.

In Berlin erlebt man tagtäglich, dass Steine flexibler sind, als man denkt. Betagte Bauwerke wechseln oft und schnell ihre Bestimmung. Im 19. Jahrhundert galt Berlin noch als größte Industriestadt des Kontinents, die Elektroindustrie und Stromversorger begründeten den Ruf einer Elektropolis. Fabrikareale und Werkhallen aus dieser Epoche liegen nun häufig brach und öffnen Räume für neue, kreative Nutzungen. Wir, Kulturjournalismus-Studierende der Universität der Künste Berlin, haben nach kreativen Beispielen der Umnutzung Ausschau gehalten und nach dem Potenzial von Übergangssituationen gefragt. Dabei sind wir auf spannende Menschen und unkonventionelle Ideen gestoßen. Diese Beilage erzählt von künstlerischen Interventionen im Stadtraum, Guerilla-Kino in leeren Fabrikhallen, Disco in der eigenen Wohnung und Privat-Bunkern für die Kunstsammlung. Die zeitgenössische Umnutzung, das war schnell klar, ist eine Disziplin für Querdenker; sie ist heute weit mehr als eine Verlegenheitslösung.

Unser Projekt ist eine Kooperation des Weiterbildungsstudiengangs Kulturjournalismus der Universität der Künste und der Wüstenrotstiftung. Wir bedanken uns bei der taz, ihrer Chefredakteurin Bascha Mika und Stefan Affentranger, der diese Seiten gestaltet hat.