KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER DEN UNI-UMBAU
: Stunde der Wahrheit

An die Stelle des gewachsenen Studentenidylls tritt eine gigantische Bildungsmaschine

Allmählich wird vielen Eimsbüttlern klar, was für einen Pyrrhus-Sieg sie im Kampf für den Verbleib der Uni errungen haben. Sie werden in Zukunft nicht das kuschlige, gewachsene Studentenidyll haben, um das sie gekämpft haben, sondern eine gigantische Bildungsmaschine.

Als Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) ihre Pläne für einen Umzug vorstellte, hatte sie dezidiert den künftigen Flächenbedarf der Uni dargelegt. Die Zahlen klangen irgendwie abstrakt, und mancher vermutete dahinter ohnehin propagandistische Interessen einer Behörde, die sich längst festgelegt zu haben schien.

Nun geht die Planung für eine Erweiterung im Bestand los, und prompt gibt es Ärger. Man möchte sich nicht vorstellen, wie es wird, wenn erst rund um den engen Campus nachverdichtet wird. Dort müssen riesige Baumassen übereinander getürmt werden, um den Hunger der Uni nach Flächen zu stillen. Der Charakter des Grindelviertels wird sich gründlich verändern. Und das schlimmste: Die Bauzeit wird auf 20 Jahre taxiert. Am Projekt Stuttgart 21 dagegen soll zehn Jahre gebaut werden.

An beiden Alternativstandorten, auf dem kleinen Grasbrook und auf dem Großmarktgelände, hätte es weder Baulärm- noch Flächenprobleme gegeben. Und dort gibt es sogar Wohnraum, den sich auch Studenten leisten können – nicht nur Professoren.