„So gut wie alles versäumt“

DEBATTE Auf einem Podium sollen Gewerkschafter sich endlich zu Sarrazin positionieren

■ 28, arbeitet beim Bremer Projekt ADA – Antidiskriminierung in der Arbeitswelt

taz: Frau Altun, Sie arbeiten bei der Beratungsstelle gegen Diskriminierung in der Arbeitswelt. Die ist gewerkschaftlich, oder?

Diana Altun: Ja.

Und heute machen Sie eine Veranstaltung, weil sich die Gewerkschaften nicht ausreichend für MigrantInnen stark machen?

Ja. Es geht um die Debatte nach Erscheinen des Sarrazin-Buches.

Was ist da falsch gelaufen?

Wir monieren, dass die Gewerkschaftsführungen sich nicht positioniert haben. Die haben da so gut wie alles versäumt.

Die DGB-Vorstandsfrau Annelie Buntenbach hat gesagt, dass Sarrazin „übelsten Rassismus und Antisemitismus“ verbreite. Das ist doch deutlich.

Das drang aber nicht sehr laut durch. An uns ist das völlig vorbei gegangen. In Bremen hat niemand Stellung bezogen.

Welche Form von Statement hätten Sie erwartet?

Vergangenen Monat gab es den „Heißen Herbst“ des DGB. Da wurde für den Mindestlohn oder gegen die Rente mit 67 demonstriert. Da hätte diese ganze leidige Debatte aufgegriffen und die Leute aufgeklärt werden können. Wenn gesellschaftliche Gruppen so schlecht geredet werden, wie die MigrantInnen, dann müssen die Gewerkschaften dem entgegen treten.

Was glauben Sie, warum das nicht geschehen ist?

Die hatten ein wenig Angst vor der Thematik.

Aber es erforderte doch keinen Mut, gegen Sarrazin zu sein.

Das ist trotzdem ein unbequemes Thema. Aber wenn die Leute sich da nicht von sich aus zu Wort melden, müssen wir sie eben zu Wort bitten. Und das tun wir heute. Interv.: Christian Jakob

„Farbe bekennen – Gewerkschaften zur aktuellen Integrationsdebatte“: 18 Uhr, DGB-Haus