DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Sehnig wie die Sängerin

WAS SAGT UNS DAS? Madonna, wer hätte das gedacht, eröffnet eine eigene Fitnessstudiokette

Harder is better“ – das ist der Slogan von Madonnas neuer Fitnessstudiokette, die diese Woche ihre erste Filiale in Mexiko eröffnete. Sie meint damit vermutlich die Muskelgruppen in Bauch, Beine, Po, aber irgendwie denkt man doch sofort an innere Härte und Abgebrühtheit. Ist es das, was wir wollen? Härter werden? Noch härter? Eigentlich hat man doch eher das Gefühl, wir sind alle schon so was von verhärmt, dass auch die Horden von Yogalehrerinnen, die derzeit ihr großes Geschäft machen, nichts mehr ausrichten können an der Indifferenz gegenüber der ach so harten Welt. Insofern hat Madonna vielleicht genau einen Nerv getroffen. Termingerecht zur Weihnachtszeit, die dazu zwingen will, mal ein bisschen kuschelig-gechillt drauf zu sein und oft doch nur dem Magengeschwür zum Wachsen verhilft. Ein bisschen härter sein und dem ganzen Schmu nicht zu viel Bedeutung beimessen täte vielen sicher gut.

Madonna jedenfalls ist hart genug, nicht nur an Bauch, Beinen, Po, sondern auch in Marketingfragen: „Hard Candy“ (harte Süßigkeit) heißt ihre Studiokette, ein Fachterminus aus dem Kinderpornomilieu und Name eines beinharten Psychothrillers von David Slade aus dem Jahre 2005, in dem Pädophilie und Selbstjustiz die zentralen Motive sind. Hart genug für ihr eigenes Fitnessprogramm ist die Gute aber nicht. Zur Eröffnung des ersten Hard-Candy-Studios in Mexiko hielt Madonna gerade mal ein paar Minuten Tanztraining durch. Die Höhenluft habe ihr zu schaffen gemacht, jammerte sie hinterher. Die Härteste der Harten ist also doch nur ein Weichei. Wie beruhigend. BOE