Nicht konsequent genug

BER Architekt moniert: Flughafenbetreiber redeten Lage schön

Schönrednerei, frisierte Berichte und Baufirmen, die machen können, was sie wollen: Die Aussage eines früheren Bauüberwachers lässt die Abläufe beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens in keinem guten Licht erscheinen. So hatten säumige Baufirmen zumindest zeitweise nicht viel zu befürchten, wie der Architekt Knut Nell am Freitag im BER-Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses schilderte.

„Die Flughafengesellschaft hat leider trotz aller Drohungen nie Konsequenzen gegenüber den betroffenen Firmen gezogen.“ Er bezog sich auf die Jahre 2010 und 2011. Die Arbeitsgemeinschaft der Unternehmen Imtech und Caverion (Arge Imca) habe damals monatelang nicht die vereinbarte Zahl von Arbeitern auf die Terminalbaustelle gebracht, sagte Nell.

Änderungswünsche

Der 45-Jährige war von 2008 bis 2012 als Mitarbeiter des Flughafenarchitekten Meinhard von Gerkan auf der Baustelle. Nach dem Platzen der Eröffnung 2012 hatte der Aufsichtsrat Gerkans Büro vor die Tür gesetzt und es auf 80 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Eine Gerichtsentscheidung dazu steht noch aus.

Kurz darauf stellte der Flughafen 85 bis 90 der 120 Bauüberwacher von Gerkan wieder ein, wie Nell sagte. „Wir können das als nachträgliche Bestätigung der Leistung unseres Bauüberwacherteams sehen.“

Verzögerungen brachten laut Nell auch Änderungswünsche der Betreiber, etwa einen Tausch der Terminalebenen 2008. Auch wegen des Wetters gab es Probleme: Beim Richtfest nach dem Winter 2009/2010 sei man zweieinhalb Monate in Verzug gewesen. „Beim Richtfest redete die Flughafengesellschaft die Lage schön“, kritisierte Nell. (dpa)