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FRANZ LERCHENMÜLLER ICH MELD MICHHeimweh nach St. Pauli

Aleman?“, sagt der Schullehrer, mit dem ich an der Bar in Honduras ins Gespräch gekommen bin. Da gebe es noch einen Deutschen hier. Draußen am Busbahnhof lebe er. „Komischer Typ“, schüttelt er den Kopf. Am nächsten Morgen lande ich an einer ungepflegten Hütte am Rand der Kleinstadt. „Hola!“ Ein Hund bellt, und aus der Tür schlurft ein Mann und blinzelt mit wässrigen Augen gegen die Sonne. Sechzig vielleicht. Die dreckigen Jeans früher blau, das rosa Hemd mit weißen Salzrändern steht offen über seinem Bauch. Aschgraue Strähnen bis in den Nacken, graue Schrunden im Gesicht – die Sonne hat Verheerungen angerichtet.

Ich sei aus Deutschland, zufällig hier gelandet, hätte von ihm gehört und hoffte, ihn nicht allzu sehr zu stören. „Na, ich arbeite zurzeit ja nicht gerade im, wie heißt das … Akkord“, grinst er.

„Deutscher, aha.“ Er mustert mich von der Seite, zieht an seiner halb durchnässten Zigarette, und als sein Lachen in Husten übergeht, poltern Brocken in seiner Brust.

Aber dann erzählt er. Er sei aus Hamburg und mit 17 abgehauen. „Wer hält es in diesem Dreckswetter schon aus?“

Hamburg, werfe ich ein: Ich käme ganz aus der Nähe. Aber das interessiert ihn nicht. Zur See gefahren. Hier gelandet. Aus. „Die Weiber waren mein Unglück“, knurrt er – auch wenn es schwerfällt, sich das heute vorzustellen.

Wovon er so lebt? „Rücklagen …“, erklärt er herablassend. Doch als merke er selbst, wie wenig dies zu dem Bild hier passt, schiebt er nach: „Muss ja nicht jeder, der irgendwo hängen bleibt, mit einer Villa protzen.“ Ab und an, hatte mir der Lehrer erzählt, dürfe er für die Stadt Grünanlagen säubern und erhalte ein paar Lempira. „Aber jetzt hab ich zu tun“, knurrt er, dreht sich abrupt um und geht zurück ins Haus. Gerade als ich mich abwende, winkt er noch einmal kurz.

„Und grüß mir dieses verpisste Hamburg bloß nicht!“

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