Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Berliner Devise „Theaterhäuser zu Rockschuppen“ bringt auch Bequemlichkeiten mit sich wie etwa den Sessel, in dem man sich räkeln darf, wie gerade der tip-Kollege Hagen Liebing beim Überprüfen seines Ausgehverhaltens festgestellt hat. Und da ist einiges dran, weil ja auch Popmusik nicht unbedingt gleich besser wird, wenn man dazu stehen muss. Trotzdem, manchmal. Die Jon Spencer Blues Explosion zum Beispiel taugt eigentlich nicht unbedingt zum klassischen Sitzkonzert mit ihrem über schrundigen Rock geschlitterten Blues und spielt halt dennoch im Rahmen ihrer Tour anlässlich der Neuauflage von sechs Blues-Explosion-Alben am Sonntag in der Volksbühne. Aber man muss das ja nicht nur ruhig sitzend absitzen. Am Montag geht es weiter im Theater, diesmal im HAU 2 (nur Stühle, keine Sessel), wo These New Puritans eine Musik machen, die laut Eigenzeugnis „dancehall meets Steve Reich“ zum Ziel hat, was eine griffige Formulierung für die Journalisten ist, die sonst doch nur wieder schreiben müssen, dass die Band aus England eben einen Artrock macht, der im HAU dazu vom Kinderchor des Arndt-Gymnasiums aufgepeppt wird. Am Dienstag geht es gleich weiter im HAU 2 mit der Band Stella aus Hamburg, deren Sängerin zum Verfremdungseffekt auf dem neuen Album auf Japanisch singt. Was zu einer wirklichen Entfremdung führen kann, jedenfalls muss man aufpassen beim Surfen im Netz, weil es da schon passieren kann, dass man auf Seiten stößt, auf denen dezidiert auf das Konzert von Stella verwiesen wird im HAU und dazu ein Video gestellt ist, in dem eine Band zu hören ist, auch mit Sängerin, die dann aber nicht japanisch singt. Sondern finnisch, was ja auch fremd genug klingt. Es gibt eben auch eine finnische Band, die sich Stella nennt. Die aber macht einen eher hemdsärmligen Poprock, während Stella/Hamburg mehr für den eleganten Electropop stehen. Als Vorprogramm kann man an diesem Dienstag im HAU 2 um 20 Uhr noch hören, wie Thomas Meinecke mit Andreas Dorau („Die Welt ist schlecht / Das Leben ist schön / Was ist daran nicht zu verstehen“) über Pop und Plattencover plaudert. Und Dorau ist auch die passende Brücke zu Jens Friebe, der gerade mit „Abändern“ wieder eine hübsche Sammlung von burschikosen und schlauen Liedern vorgelegt hat, die das Burschikose und Schlaue gar nicht ausstellen und dabei lässig sogar einfach zum Liebeslied finden. Am Mittwoch stellt das Jens Friebe im Festsaal Kreuzberg vor.

■ Jon Spencer Blues Explosion: Volksbühne, So., 20 Uhr. 24/20 €

■ These New Puritans: HAU 2, Mo., 20 Uhr. 25 €

■ Stella: HAU 2, Di., 22 Uhr. 14 €

■ Jens Friebe: Festsaal Kreuzberg, Mi., 21 Uhr. 14 €