Ganz schön durchgedreht

RADFAHREN Erst treten, dann schieben

Friedenau, 7.30 Uhr. Ein Blick vor die Haustür zeigt: Die Gehwege sind geräumt. Dann wird die Hauptstraße am späteren Vormittag ja wohl auch frei sein, denkt sich die Radfahrerin. Die Busse haben ohnehin Verspätung, die S-Bahnen auch, das Rad scheint die verlässlichste Alternative. Um zehn Uhr geht’s los. Bis zur Hauptstraße gestaltet sich die Tour in der Tat problemlos, der private Winterdienst funktioniert. Aber dann.

Die Rheinstraße bis zum Innsbrucker Platz, immerhin die wichtigste Verbindungstraße in den Südwesten, ist nicht geräumt. Also wieder auf die Gehwege ausweichen, beschimpft von älteren Mitbürgerinnen („Muss man denn an so einem Tag mit dem Rad fahren?!“) .

So schnell wie die Autos

Hinter dem Innsbrucker Platz der Versuch, auf die Fahrbahn zu wechseln. Autos hupen. Von der Idee gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer halten sie wenig. Vielleicht sind sie zornig, weil das Fahrrad genauso schnell ist wie sie. Schritttempo. Die Busse der BVG stecken ebenso im Stau.

Kapitulation am Potsdamer Platz. Die Radfahrerin schiebt durch den Tiergarten bis zur Straße des 17. Juni. Schön ist es, es schneit, der Straßenlärm dringt nur gedämpft durch, Freiflächen sind zu unberührten Landschaften geworden. Leider keine Zeit zum Verweilen.

Auf Höhe des Kanzleramts sind die Straßen gut geräumt. Vor dem Hauptbahnhof quert der erste Langläufer dieses Winters, ein älterer Herr mit Skimütze und Rucksack. Nach eineinhalb Stunden hat die Radfahrerin ihr Ziel erreicht. Es schneit weiter. PEZ