LESERINNENBRIEFE
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Ziemlich schlecht und mangelhaft

■ betr.: „Stresstest für Stuttgart-21-Gegner“, taz vom 2. 12. 10

Viel zu lachen hat Mappus eigentlich nicht. Die Schlichtung hat doch ergeben, dass das von den Planern von S 21 stets vollmundig als „das am besten geplante Projekt Europas“ in Wirklichkeit ziemlich schlecht und mangelhaft geplant ist. Nicht umsonst hat Geißler „entscheidende Verbesserungen“ an dem ursprünglichen Projekt gefordert. Außerdem wurde endlich festgestellt, dass K 21 sehr wohl eine Alternative zu S 21 ist und nicht eine „Ansammlung von Ideen“, wie Volker Kefer vom Technikvorstand der Bahn behauptete. Der Grund, warum Heiner Geißler S 21 mit vielen, sicher teuer werdenden Verbesserungen befürwortet hat, liegt auch nicht darin, dass er es für das bessere Konzept hält, sondern darin, dass nur S 21 geprüft wurde und finanzielle Mittel dafür geplant wurden. Diese Vorgehensweise hält auch Geißler für falsch. Die Bahn ist es der Öffentlichkeit schuldig, den vereinbarten Stresstest durchzuführen und so lange mit dem Weiterbauen zu warten. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Risiken werden ignoriert

■ betr.: „Stresstest für Stuttgart-21-Gegner“, taz vom 2. 12. 10

Trotz allem – hochverdienten! – Respekt für Heiner Geißler bleibt die „Fachschlichtung“ zu Stuttgart 21 höchst unbefriedigend. Das aber liegt ausschließlich an der Bahnseite, die selbst die minimierten Verbesserungsforderungen von Heiner Geißler nur widerwillig aufgreifen will; eine definitive Zusage der Bahn, die Minimalforderungen der Projektgegner zu akzeptieren, fehlt.

So ist das Volk in absehbarer Zeit nicht zu befrieden. Daran ändert auch Geißlers Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung bei Großprojekten nichts. Und das wiederum liegt an Geißlers grundsätzlichem Segen für die Projektfortsetzung und der unverständlichen Ignoranz der Kernaussage der Wirtschaftsprüfer. Nach Aussagen der Wirtschaftsprüfer nämlich erfasst die Projektplanung der Bahn zwar sehr „optimistisch alle Chancen“, ignoriert aber „alle Risiken“. Das ist betriebswirtschaftlich höchst spekulativ, weil Wirtschaftsunternehmen „so nicht rechnen“. Bei der Kassenlage des Staates ist die Projektfortsetzung deshalb volkswirtschaftlich unverantwortlich und für die Steuerzahler eine dreiste Zumutung.

Ein Verzicht auf Stuttgart 21 ist keine volkswirtschaftliche Katastrophe. Und rechtlich ist der Ausstieg aus Stuttgart 21 kein Vertragsbruch, sondern schlicht die Anwendung einer vereinbarten Vertragsklausel. Das mit formaljuristischen Tricks erwirkte „Baurecht“ der Bahn bleibt nach dieser „Fachschlichtung“ mit faulem Duft behaftet. Die Politik sollte sich darauf besser nicht berufen, sondern sich davon distanzieren und wirtschaftlich sinnvoll neu entscheiden.

GÜNTER FLUCK, Stuttgart

Unbegreiflicher Schiedsspruch

■ betr.: „Stresstest für Stuttgart-21-Gegner“, taz vom 2. 12. 10

Das kann nicht das letzte Wort sein! Wieso dieser Schiedsspruch von Geißler pro Stuttgart 21!? Er ist mutlos, und er ist unbegreiflich, weil er schlichtweg einfach falsch ist. Denn seit dem Schlichtungsgespräch am 12. November mit der Vorstellung des Alternativkonzeptes „K 21“ konnte und musste allen Beteiligten völlig klar sein: Die Neubaustrecke nach Ulm mag sinnvoll sein; jedoch der geplante neue Bahnhof „S 21“, für mindestens vier Milliarden Euro im Untergrund versenkt, ist ganz einfach überflüssig. Er wird nicht gebraucht und hat sogar viele Nachteile. RAINER DYCKERHOFF, Mannheim

Eine besondere Dringlichkeit

■ betr.: „Alarmierende Krebsrate an der Asse“ u. a.,taz vom 27. 11. 10

Vor dem Hintergrund der Leukämiefälle in der unmittelbaren Umgebung von Kernkraftwerken erhalten die Daten von der Samtgemeinde Asse doch eine besondere Dringlichkeit. Da die Wissenschaftler bisher keine eindeutige Erklärung für einen Zusammenhang mit den Atommeilern belegen konnten, sah das Bundesumweltministerium daraufhin keinen Anlass, in der Umgebung der deutschen Atomkraftwerke neue Strahlenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Vordringlich wäre doch aber, den aktiven wissenschaftlichen Erkenntnisstandard über Niedrigstrahlung anzupassen und hierbei das Vorsorgeprinzip anzupassen. Es ist durchaus sinnvoll, wie der Leiter des deutschen Kinderkrebsregisters sagte, die vorhandenen anerkannten Berechnungsmodelle zu Dosisabschätzungen zu hinterfragen und möglicherweise durch bessere Modelle zu ersetzen. Schließlich ist seit Tschernobyl unumstritten, dass die Aufnahme von Radiojod Schilddrüsenkarzinome auslöst, wie sie jetzt in der Umgebung der Asse aufgetreten sind. Die Forderung der atomkritischen Ärztegruppe IPPNW, die Beweislast umzukehren, kann daher nur unterstützt werden. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Im Buchladen um die Ecke

■ betr.: „Vom Hacker zum Popstar“, taz vom 1. 12. 10

Das erwähnte Buch von Daniel Domscheit-Berg wird bei amazon erhältlich sein? Bestimmt, aber da Bücher sowohl einen festen Ladenpreis als auch einen einheitlichen Erscheinungstermin haben, wird es auch im kleinen/mittleren/großen Buchladen um die Ecke erhältlich sein – so wie manchmal auch die taz … Sogar im Netz sind die stationären Buchläden oft vertreten. Beispiel: Kommbuch.com / Buchhandel.de etc. SUSANNE PETZEL, Buchladen Land in Sicht,

Frankfurt am Main