Wenn zwei sich stemmen

Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler kann sich mit dem 0:0 gegen Cottbus anfreunden. Gemessen an den Saisonzielen steht seine Mannschaft gut da. Probleme macht nur das Toreschießen

von PETER UNFRIED

Der Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg hat in der letzten Woche aus drei Spielen sieben Punkte geholt. Das kommt nicht oft vor. Deshalb, sagte Trainer Klaus Augenthaler, sei er auch über das samstägliche 0:0 gegen Energie Cottbus „nicht unzufrieden“. Bitte, das war keine Fußballgala. Aber erstens war das eh nicht zu erwarten. Zweitens steht der VfL auf Rang acht und ist damit auf Kurs, was beide Saisonziele betrifft, die Manager Klaus Fuchs ausgegeben hat. Erstes Ziel: „Keine Zittersaison.“ Zweites Ziel: „Einstelliger Tabellenplatz.“

Was das Spiel angeht: Es entwickelte sich genau so, wie man es von einem Spiel erwarten kann, in dem zwei Teams aufeinandertreffen, die beide reagieren wollen. Nämlich: Kaum. „Cottbus stellt sich hinten rein“, analysierte Torhüter Simon Jentzsch, „da ist es schwer, das Spiel zu machen“. Stimmt. Vor allem, wen man sich auch hinten reinstellt. Aber, klugscheißen kann jeder: Stellt man sich nicht hinten rein und kriegt ein Gegentor, hat man ein richtiges Problem. Trotz Abwehrorientierung gab es diverse Chancen. Letztlich kann Wolfsburg (4-4-2) zufrieden sein, weil Tabellennachbar Energie Cottbus (4-2-3-1) mehr und die besseren hatte. Hätte Energie gewinnen müssen? „Die Frage gefällt mir nicht“, murrte Trainer Petrik Sander, „wir müssen in dieser 1. Bundesliga gar nichts, wir wollen.“

Beim VfL Wolfsburg muss man ein bisschen mehr anstreben. Derzeit verbucht man gleich zwei Superlative: Man hat die wenigsten Gegentreffer (10) aller Bundesligisten – und die wenigsten Tore geschossen (9). Was zeigt, dass Augenthalers Umbauarbeiten große Fortschritte gemacht haben, was sein Hauptziel betrifft: konsequente Konsolidierung und Sanierung der Defensive. Auch wenn am Samstag nicht alles passte, überdurchschnittlich als Zweikämpfer, Ballrausköpfer und Abwehrorganisator agierte VfL-Innenverteidiger Kapitän Kevin Hofland. Und Keeper Simon Jentzsch ist nicht nur die 1, sondern steht auch derzeit wie eine. Bei Energie-Kontern, „wo man eigentlich in Führung gehen muss“ (Sander) verhinderte er gegen Shao und zweimal Einwechselspieler Baumgart einen Gegentreffer.

Andererseits: „Dass ich genau dahin schieße, wo Simon steht“, sagte Baumgart, das sei „schon ärgerlich“. Ansonsten fand Baumgart die weisesten Worte zum Spiel. Es habe sich zwar nicht um „höchstes Niveau“ gehandelt, aber beide Teams hätten „viel investiert“ und sich „dagegengestemmt“.

Was das Angriffsspiel angeht, ist der VfL schlicht nicht in der Lage, ein Team wie Cottbus zu Hause zu dominieren. Aber, sagt Manager Fuchs: „Wer hat denn Cottbus bisher dominiert?“ Immerhin: Mit Jacek Krzynowek (links) und Cedrick Makiadi und dahinter neuerdings Quiroga (rechts) hat der VfL mehr spielerische Qualität auf den Bahnen, und mit Makiadi sogar etwas Speed. Einmal zeigte der, was er draufhat, zog davon, passte zur Mitte, doch Nationalstürmer Mike Hanke traf den Ball nicht.

Trainer Augenthaler mutmaßte, Hanke mache „wahrscheinlich lieber die Vorlagen von Krzynowek rein“. Eine Anspielung auf den Hype der letzten Woche, der entstanden war, nachdem auch die Unaufmerksameren mitgekriegt hatten, dass der linke Bahnenspieler die Quelle ist, die Hanke bewässert. Nein, es war ganz profan, sagte Hanke. Der Ball sei schlicht „so komisch aufgetickt“. In der Regel kriegt er zwei Chancen, und macht eine rein, diesmal vergab er auch den Kopfball (53.), der nach klassischen Hanke-Tor roch, als er zum Hochsteigen ansetzte. Hanke ist inzwischen bei der Nationalelf und hat sogar Chancen, dass er am Mittwoch auf Zypern den verletzten Podolski vertreten darf. Ohne Krzynowek? „Wer flankt“, sagt Hanke, „ist mir egal“. Hauptsache, es wird geflankt.