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Tu felix Bavaria: Nach dem späten 3:2-Erfolg in Leverkusen glaubt der FC Bayern München wieder an sich und seinen Dusel. „Wir werden wieder die Alten“, sagt Trainer Magath. Auch die Spielmacher-Leerstelle ist gefüllt – mit Bastian Schweinsteiger

AUS LEVERKUSEN GREGOR DERICHS

Nach dem 2:2 bei Schalke 04 hatte Uli Hoeneß noch der Zorn gepackt, als die aktuelle Bayern-Elf mit früheren Bayern-Teams verglichen wurde. Zornig hatte der Manager des FC Bayern München auf die Beobachtung reagiert, dass das Team viel weniger clever als früher agiere. Die Vergleiche wären doch „Käse“, schimpfte Hoeneß. Als am Samstag mit dem 3:2 bei Bayer Leverkusen endlich der zweite Sieg im sechsten Auswärtsspiel eingefahren war – durch einen finalen Kraftakt in hektischen Schlussphase –, sah der erleichterte Felix Magath seine Bayern just auf jenem Kurs zu früheren Tagen, von dem Hoeneß eigentlich nichts mehr wissen will. „Wir, der FC Bayern, kommen zurück und sind auf dem Weg, die Alten zu werden“, sagte der Bayern-Trainer. Der 53-Jährige sprach damit die plötzlich wiedererlangte Qualität an, mit dosiertem Aufwand und möglicherweise sogar bescheidenen Leistungen zu gewinnen.

Nach vier Saisonniederlagen und der schlechtesten Bilanz nach elf Spieltagen seit 1974 war es dem Rekordmeister tatsächlich gelungen, in altenergischer Weise das erste Spiel auf fremden Terrain seit dem 20. August in Bochum (2:1) für sich zu entscheiden. „Ich bin glücklich und erleichtert. Gestern sah es noch so aus, dass wir nach dem Spieltag neun Punkte Rückstand auf Bremen haben würden“, sagte Magath und verriet damit, dass er eine Niederlage einkalkuliert hatte. „Jetzt sind wir nur noch drei Punkte zurück. Herzlichen Dank an die Mannschaft. Es war eine große Leistung, aus einem 1:2 noch einen Sieg zu machen“, erklärte Magath, der doch stark unter Druck stand und bei einer weiteren Niederlage in Erklärungsnot geraten wäre. Aber seine Spieler hatten ein Spiel aus dem Feuer gerissen, das wiederum nicht optimal gelaufen war. Erst ein wahrer Kraftakt am Ende reichte zur Wende.

In der 80. Minute war Bayer Leverkusen verdient mit 2:1 durch Athirson in Führung gegangen, und der Rekordmeister drohte noch tiefer in die Krise zu rutschen. Doch drei Minuten später erzielte Martin Demichelis per Kopf den Ausgleich zum 2:2 (83.). Weitere drei Minuten später stand es 3:2 für den FC Bayern – durch Claudio Pizarro (86.). Bayer-Sportdirektor Rudi Völler fasste das Ereignis, dass die Münchner mit dem Willen zur Konzentration die Partie gewendet hatten, so zusammen: „Der FC Bayern ist doch der FC Bayern.“

Bis zur Partie in Leverkusen hatten die Münchner in dieser Spielzeit nur ein Tor in den letzten 15 Minuten eines Spiels erzielt. Dass es nun zwei wurden, damit hatte selbst Magath nicht gerechnet. „Man hofft, dass man wenigstens ein Tor macht. An zwei habe ich nicht gedacht.“ So richtig daran geglaubt, dass die alten Bayern wieder da sind, hatte er insgeheim offenbar nicht. Aber sein Team nähert sich wieder seiner und der Idealvorstellung von Hoeneß an: „Es zeichnet Spitzenmannschaften aus, dass sie mit 80 Prozent ein Spiel gewinnen können oder nur so viel tun, wie eben nötig ist“, sagte Magath. Allerdings hat das nichts mit den Vorstellungen des Bayer-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge zu tun, der immer wieder „schönen Fußball“ fordert und damit auf einer Linie mit Bayern-Übervater Franz Beckenbauer liegt.

In der ersten Halbzeit mit der Führung von Hasan Salihamidzic (33.) hatten die Bayern nicht geglänzt, aber routiniert den Gegner beherrscht. Doch in der zweiten Halbzeit nach dem Ausgleich des eingewechselten Stefan Kießling, der seine erstes Tor für Bayer schoss (48.), agierte das Team wie bei den Niederlagen zuvor. „Zwischen dem 1:1 und dem 1:2 ging bei uns gar nichts“, gab Roy Makaay zu. Andere Spieler ließen in ihren Äußerungen gewisse Abgründe erkennen, wie schlecht es um die Münchner – zumindest zuletzt – bestellt war. „Es wurde viel geschrieben in den letzten Wochen, dass wir kein Team sind. Heute haben wir aber gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind“, sagte Philipp Lahm, der am Samstag seinen 23. Geburtstag feierte. „Wir haben Moral, Kampf und Leidenschaft gezeigt. Das haben wir zuletzt vermissen lassen“, erklärte Salihamidzic.

Magath hatte auf die Debatten, die Position von Michael Ballack wäre noch immer unbesetzt, reagiert. Bastian Schweinsteiger spielte nicht auf der linken Seite, sondern erstmals direkt zentral hinter den Spitzen. Das ist eine Variante, das Vakuum im kreativen Mittelfeld auf Dauer zu füllen. „Es hat noch nicht alles geklappt, aber das ist eine Möglichkeit, die Bestand haben kann. Diese Position kann ihm mit seiner Ballsicherheit liegen“, sagte Magath. Das wäre doch etwas Neues bei den Münchnern auf dem Weg zum alten FC Bayern.