: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Der Wahlsieg der Demokraten wird nicht zu einem Kurswechsel in der US-Politik und zu mehr Konsultationen mit den Europäern führen. Sondern zu einem nahtlosen Übergang in den Präsidentschaftswahlkampf 2008
taz: Was war schlecht in der letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Rio Reiser und andere offensichtlich Hirntote werben für Media Markt.
Was wird besser in dieser?
Viel Rummel in der Mailbox der verantwortlichen Agentur unter info@kempertrautman.com.
Seit Samstag rollt wieder einmal ein Castor-Transport. Und nach Jahren protestiert sogar mal ein Spitzengrüner dagegen: Reinhard Bütikofer. Ist die Partei nun endlich in der Opposition angekommen?
Auch die zweite zentrale Kundgebung am 11. 11. in Köln stand unter dem grünen Multikulti-Motto „Mir alle sin Kölle“. Von daher ließe sich auch fragen, ob rot-grünes Klima nun endlich in der Mitte der Gesellschaft, wenigstens der Karnevalsgesellschaft, angekommen ist. Mir jedenfalls ist unklar, wem es besser ginge, wenn Bütikofer zum Schämen zu Hause geblieben wäre oder die Grünen dem Afghanistan-Einsatz erneut zugestimmt hätten.
Dieses Jahr ist Jubiläum – der zehnte Castor-Transport fährt durchs Land. Sind die Proteste nicht längst zum inhaltsleeren Ritual verkommen?
Diese Frage stellt sich die Gegenseite bezüglich ihres beharrlichen Rumknödelns gegen den Ausstieg nicht.
Passend zum Großeinsatz der Polizei tagt heute deren Gewerkschaft und fragt: Wie lange könne wir noch das „Grundbedürfnis Sicherheit“ gewährleisten, wenn ständig Personal abgebaut wird? Müssen wir uns Sorgen machen?
So schwer es fallen mag: Die Fußball-WM war ein, soweit bekannt, erfolgreicher, guter und Sympathie weckender Großeinsatz der Polizei – zum Beispiel. Dazu passt, dass die Polizeigewerkschaft auf ihrer Homepage eine Notrufnummer für KollegInnen anbietet, die zum Castor-Einsatz abgeurteilt sind. Das Image der Polizei ist differenzierter, das beste Argument für sie scheint mir die Drohung, Bübchenschwadronen der Bundeswehr könnten Polizeiaufgaben übernehmen. Heikel: Wie laut darf die Polizei mehr Geld und Personal fordern, ohne zum nützlichen Idioten der Bundeswehr-im-Inneren-Prediger zu werden?
Sollte man vielleicht die Bundeswehr denn erst einmal im Inneren einsetzen, um sie auf ihre schweren Einsätze in der Welt vorzubereiten?
Ihr Soldatenfriedhöfe zum Üben schenken? Mal unter uns: Wir reden hier darüber, dass der Bundesinnenminister beharrlich zum Bruch der Verfassung aufruft.
In den USA haben die Republikaner eine böse Schlappe erlitten. Rechnen Sie nun mit einem Kurswechsel der US-Politik und mehr Konsultationen mit den Europäern?
Nein, ich rechne mit einem nahtlosen Übergang in den Präsidentschaftswahlkampf 2008. Die Demokraten sind in der Kernfrage nach der Irakpolitik uneins, einen ersten Hinweis wird die Wahl ihres neuen Fraktionssprechers nächste Woche bringen: Herausforderer Jack Murtha verficht den Truppenabzug. Aus Sorge, als unpatriotisch, weich, nachgerade vercartert angegriffen zu werden, sehe ich die Demokraten eine Menge Untersuchungen, Hearings, Ausschüsse über Bushs Fehler einberufen. Um Zeit zu gewinnen, eine eigene Position zu erarbeiten.
Werden Sie Donald Rumsfeld vermissen?
Ja, er hätte Wiederwahlchancen der Republikaner verringert.
In Berlin wurden nun die Ladenöffnungszeiten freigegeben, weitere Bundesländer wollen das auch tun. Wird Deutschland zum Konsumparadies?
Familienbetriebe mit Selbstausbeutung und Großkonzerne mit 400-Euro-Jobbern können das, unter Verlusten, leisten: Mehr Personal, mehr Rollkosten, mehr Öffnungszeit bei gleich bleibender Kaufkraft ergibt bitte was? Dass der Mittelstand im Einzelhandel zerstört wird. Hat mal wer untersucht, wie viele Politiker und Journalisten sich aus Tankstellenregalen ernähren und welchen Einfluss das auf die Debatte hat?
Nur der Sonntag ist noch heilig, wenigstens meistens. Ver.di will trotzdem gegen das Gesetz klagen, weil es die Regelarbeitszeit verlängere. Zu Recht?
Von mir aus auch zu Unrecht; hier geht’s um eine grundlegende Gesellschaftsidee.
Und was macht Borussia Dortmund?
Vier unentschuldbare Unentschieden gegen Bochum, Nürnberg, Bielefeld, Aachen. Dann die Chance, in Bremen erst recht nix auf die Reihe zu bekommen und Anti-Bayern-Punkte zu liefern. Dann einfach mal den Tabellenführer auf dessen Platz 3:1 weghauen. Es macht keinen Sinn, aber es ist originell. FRAGEN: DAH
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