Das zerbrechliche Gut

Das Wuppertaler Handelshaus Gepa macht seit mehr als 30 Jahren faire Preise salonfähig. Jetzt expandiert es

Wenn der Discounter Lidl entgegen seiner Lebensgrundlage handelt, dann zeugt das von einem neuen Bewusstsein der Konsumenten. Nicht nur „Hauptsache billig“ schreibt er sich jetzt auf die Einkaufstüte, sondern auch „Hauptsache fair“. Thomas Speck, Geschäftsführer des Gepa-Fair Handelshauses, wachsen die Kaffee- und Schokoladenberge im Wuppertaler Lagerhaus daher über den Kopf. Mit jährlich rund zehn Prozent finanziellem Wachstum muss nun auch die Firmenzentrale größer werden.

Als 1975 das Unternehmen Gepa von verschiedenen christlichen Organisationen gegründet wurde, „war das Wort Globalisierung noch weitgehend unbekannt“, erinnert sich der Unternehmer. Zunächst reagierten die Konsumenten wenig euphorisch auf die Versuche von Gepa, den Bauern der Dritten Welt ein Fenster im europäischen Markt zu öffnen. Umso erstaunter klingt Geschäftsführer Speck, wenn er die heutigen Zahlen seines Unternehmens vorliest. Seit den 90er Jahren habe sich der Umsatz mehr als verdreifacht. Mit einem Jahresumsatz von rund 45 Millionen Euro ist es nach eigenen Angaben Europas größtes Handelshaus für faire Produkte.

„Die Nur-Billig-Mentalität geht zurück“, erklärt sich Speck den Wandel. Dabei gehe es den Kunden in erster Linie um die hohe Qualität der Produkte, die abgesehen von den fairen Handelspreisen von Gepa gewährleistet werde. So kostet fair gehandelter Biokaffee mit 146 US Dollar pro 45 Kilogramm etwa 50 Prozent mehr als auf dem Weltmarkt. Dennoch macht das Wuppertaler Unternehmen gut die Hälfte seines Umsatzes mit Kaffee, gefolgt von Süßigkeiten wie Schokolade oder Honig.

Die Endprodukte, etwa Tee aus Sri Lanka oder eben Kaffee aus Kolumbien, werden unter anderem in vier eigenen Gepa-Verkaufsstellen angeboten. Außerdem werden die Waren an neun regionale Großhändler vertrieben. „Aber immer noch sind die kleinen Ortsgruppen und Weltläden die Basis von allem“, erzählt Speck. Denn die „Fairtrader“ in den Läden stünden für ein Ideal hinter der Theke.

Daher warnt der Gepa-Chef auch vor dem Verkauf der Fairtrade-Produkte in einem Discounter wie Lidl: „Das könnte unserem Image schaden.“ Zwar haben die Gesellschafter von Gepa das Fairtrade-Siegel 1992 mit gegründet, Gepa vertreibt seine Waren aber eigenständig. „Schließlich handeln wir das zerbrechliche Gut Ethik.“

MORITZ SCHRÖDER