Kirche kürzt Stellen

Die evangelische Landeskirche will Pfarrer in den Vorruhestand schicken. Rentner sollen Beitrag zahlen

BIELEFELD dpa ■ Die Evangelische Kirche von Westfalen will mit einer neuen Vorruhestandsregelung die Zahl ihrer Pfarrer senken. Bei ungeschmälerter Pension könnten damit 322 Theologen mit 58 Jahren in den Ruhestand gehen, sagte Oberkirchenrat Martin Kleingünther gestern in Bielefeld vor der Landessynode. Das Sparpotenzial liege bei 22.500 Euro pro Person und Jahr. Die westfälische Kirche beschäftigt gut 2.100 Theologen, teils im Probe- oder Entsendungsdienst, bei 1.500 Pfarrstellen. Bis 2030 soll die Zahl der Pfarrstellen nach Schätzungen auf 700 sinken.

Die Landeskirche muss 40 Millionen Euro an die Evangelische Kirche in Deutschland zurückzahlen. Binnen eines Jahres seien zudem 36 Stellen im Landeskirchenamt gestrichen worden, sagte Klaus Winterhoff, juristischer Vizepräsident der Landeskirche. „Massenentlassungen“ werde es aber nicht geben, sagte Präses Alfred Buß. Laut Winterhoff bewirkt ein überraschendes „Zwischenhoch bei der Kirchensteuer“ sogar, dass die Einnahmen bis zum Jahresende auf 390 Millionen steigen – 20 Millionen Euro mehr als erwartet. Damit könne die 40-Millionen-Euro-Forderung der Evangelischen Kirche Deutschland aus dem laufenden Haushalt bezahlt werden.

Hintergrund ist ein Kirchensteuer-Verrechnungsverfahren, eine Art Finanzausgleich der Landeskirchen. Die Landeskirche hatte Rückstellungen von 25 Millionen Euro gebildet. Die Synode, das höchste gesetzgebende Gremium der Landeskirche, will auch über einen Kirchenbeitrag von 0,5 Prozent des Einkommens für nicht kirchensteuerpflichtige Rentner beraten. Voraussetzung sei aber ein Mindesteinkommen von monatlich 1.000 Euro. Die westfälische Kirche ist mit 2,6 Millionen Mitgliedern die viertgrößte Landeskirche Deutschlands.