IN DER GALERIE
: Nicht anfassen!

Johann König ist sehr angetan von Fups Mantel

Schon wieder ein Ereignis in Berlin, das man nicht verpassen darf. Und das heißt Gallery Weekend. Und wie der Name schon sagt, findet das Ereignis am Weekend statt. Das ist nicht schlecht, um nicht den ganzen Tag mit Fup auf dem Spielplatz herumhängen zu müssen. Fup allerdings tut immer so, als wollte ich ihn umbringen, wenn ich das Wort „Ausstellung“ in den Mund nehme. „Komm, wir gehen in eine Ausstellung“, sage ich. „Neiiiin!“, sagt Fup. Also sage ich: „Lass uns Bilder angucken.“

Vorher gehen wir noch ins Café Einstein, um uns für die Kunst mit einem Schnitzel zu stärken. Die erste Station ist die Galerie Buchholz in der Fasanenstraße. Beletage. Eine Großbürgerwohnung mit großen Fenstern und Parkett und Balkon, die mir sehr gut gefällt. Ich sage Fup, dass er bloß nichts anfassen soll, denn das ist Kunst. Im Berliner Zimmer stehen vier Bisons. Eigentlich sind es zusammengenagelte Holzgerüste, die auf unterschiedliche Weise mit Material behangen sind, damit man gerade noch so erkennt, dass es sich um Bisons handelt. Fup ist begeistert. Aber nicht lange. Ich habe auch nicht das Bedürfnis, mir viele Gedanken über die unvollendeten Holzbisons zu machen. Also verlassen wir nach ein paar Minuten die Galerie und fahren zu Johann König in die Dessauer Straße, eine Gegend, wo ich jetzt nicht unbedingt eine Galerie vermutet hätte.

Johann König ist sehr angetan von Fups Mantel. Offenbar hält er mich für einen Käufer, aber ich habe weder das Geld noch das Bedürfnis, mir ein Bild zu kaufen, das ein Künstler schwarz grundiert und dann weiß überstrichen hat. Außerdem bin ich damit beschäftigt, Fup zu ermahnen, die Kunst nicht anzufassen. Auf dem Weg zur nächsten Galerie lässt Fup seine Finger miteinander reden. Der eine Finger sagt bedrohlich: „Du hast die Kunst angefasst!“ Der andere entschuldigend: „Aber ich hab doch hier nur geputzt.“ KLAUS BITTERMANN