soziale gettos
: Das Minus mit der Miete

Es ist kein Geheimnis, dass Langzeitarbeitslose in Hamburg seit langem „zubuttern“, weil die Behörden ihre Miete nicht voll bezahlen. Und für Menschen mit Durschnittseinkommen klingt ein Fehlbetrag von 40 Euro im Monat ja auch gar nicht so dramatisch – muss man sich eben woanders ein wenig einschränken.

KOMMMENTARVON JAN KAHLCKE

Für ALG II-Empfänger bedeuten 40 Euro weniger in der Tasche: jegliche Freizeitgestaltung einstellen. Oder nie mehr neue Klamotten kaufen. Oder Telefon und Internet abbestellen, keine Briefe mehr schreiben und nur noch zu Fuß gehen. Wer pfiffig genug ist, besorgt sich einen kleinen Schwarzjob für vier Euro in der Stunde, damit das Leben weiter gehen kann. Wer das nicht hinbekommt, muss eben umziehen.

Und wohin? Bestimmt nicht in die Stadtteile, wo kleine Wohnungen innerhalb von zwei Jahren um bis zu 20 Prozent teurer geworden sind. Sondern nach Mümmelmannsberg, Kirchdorf-Süd, Nettelnburg oder an den Osdorfer Born. Dann geht wieder das Geheule über die Problemstadtteile los, die zu „kippen“ drohen, wo keiner Arbeit hat und die Jugendlichen keine Vorbilder. Schon jetzt stellen Sozialarbeiter vor Ort eine zunehmende „soziale Entmischung“ fest. Die Stadt schafft sich mit ihrer Knauserigkeit von heute die Probleme von morgen.