„Definitiv zu rothaarig“

MIGRANTEN IN DER POLITIK Der Grüne Mustafa Kemal Öztürk hat einen Migrationshintergrund, mit dem er nicht Politik machen will. Bei dem Versuch wieder fürs Parlament nominiert zu werden, kam er nur auf Platz 24

Der Name ist einschlägig. Sein Aussehen nicht. Er ist, sagt er, „definitiv zu rothaarig“ – für einen, der Mustafa Kemal Öztürk heißt und also einen einschlägigen Migrationshintergrund hat. Einen dunkelhaarigen.

Andererseits ist der Grünen-Politiker keiner, der auf dem „Migranten-Ticket“ gewählt werden will. Seit drei Jahren schon sitzt er in der Bürgerschaft, ist kinder- und jugendpolitischer Sprecher seiner Fraktion, dazu Sprecher für Datenschutz und seit kurzem auch für Sport. Seine Partei hat ihn wieder für einen „aussichtsreichen“ Listenplatz empfohlen. Doch beim Parteitag scheiterte der 37-Jährige in Kampfkandidaturen mehrfach, am Ende reichte es nur für Platz 24. Von jenen der momentan 14 Grünen-Abgeordneten, die weiter machen wollten, ist er der einzige, der nicht durfte.

Das ist natürlich „total scheiße“, sagt er, nein, „abgestraft“ fühlt er sich nicht. Und irgendwie rechnet er sich dann doch noch Chancen aus, gewählt zu werden. Es gibt ja das neue, das personalisierte Wahlrecht. Nur seine Herkunft, die will er nicht für sich reklamieren, „keinen Bonus“ dafür bekommen. Das, sagt er, ist ihm „zu populistisch“. Er ist ohnedies ein „Viertelkind“, sein Bruder ist dort Gemüsehändler.

Und die integrationspolitische Sprecherin der Grünen ist Zahra Mohammadzadeh, die einst Lehrerin im Iran war und jetzt auf Platz sieben der Liste kandidiert. Sie sagt: „Für mich als Migrantin ist das nicht nur ein beliebiger Schwerpunkt.“ Öztürk hingegen hat sich für die Kinder- und Jugendpolitik beworben, als er in die Bürgerschaft kam, „bewusst“, wie er sagt – „nach Kevin“. Sein Vorgänger, Jens Crueger, ist heute bei der SPD. Kinder- und Jugendpolitik, sagt Öztürk, war nicht immer „ganz oben“ auf der grünen Tagesordnung. mnz