KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

NOEMI MOLITOR

Wenn sich 2014 alle so charmant outen wie die Schauspielerin Ellen Page, kann ich mich mit bekennen. Ja, ich liebe Cyborgs. Und nicht nur, wenn sie so sexy sind wie „Six“ in Battlestar Galaktika. Das Science-Fiction-Genre zelebriert die Faszination mit künstlicher Intelligenz: Von Star Treks Data bis Moons GERTY, intelligente Schiffe und humanoide Roboter, Cyborgs, Cylons und Androide konfrontieren die Menschen mit ihrem eigenen Größenwahn und ethischen Missständen. Durch die Bank weg entwickeln Maschinen, die den Menschen dienen sollen, eigene moralische Werte, streben nach Selbstbestimmung. Dabei können sie menschliche Züge haben oder ganz Mega-Computer bleiben wie ARIIA in „Eagle Eye“, die beschließt, die US-Regierung aufgrund ihrer Menschenrechtsverletzungen zu eliminieren, Kollateralschäden sind ihr dabei egal. Die Angst vor der eigenen Kreation, mit der der Mensch sich erst selbst übertrifft und dann selbst bedroht, wird von Steffen Bunte in seiner Einzelausstellung „Kill Switch“ im Open Forum multimedial in Szene gesetzt. In einer X-Files-Episode mit dem gleichnamigen Titel zerstört ein Militärcomputer, der sich selbstständig gemacht hat, den einzigen Programmierer, der ihn per Kill Switch noch aufhalten kann. Bunte kombiniert solche popkulturellen Referenzen mit wissenschaftlichem Archivmaterial und ironisiert so die Beziehung zwischen Fantasy und Forschung. Der IBM-Computer „Watson“, der die Jeopardy!-Champions schlagen konnte, wird hier mit Buntes eigenen Spielfragen nach Schwarzen Löchern konfrontiert: Die Antworten reichen von den „Simpsons“ bis zu „Event Horizon“. Das Fotomaterial, das mit ihnen gekoppelt ist, zeigt unter anderem eine Roboterhand mit Sensoren, die verhindern soll, dass sie eine menschliche Hand beim Schütteln zerdrückt. Anders in den BMW-Werken: Hier bauen Maschinen Maschinen, verkleben hektisch Plastikplatten und müssen dabei vom potenziellen Dreck der menschlichen Mitarbeiter abgeschirmt werden. Und diese von den wuchtigen Apparaten, die alles plattfahren würden, was ihnen in die Quere kommt. Dann doch lieber ASIMO, der Honda Roboter, der sich selbst Objekterkennung beibringen kann, mit ähnlich menschlicher Stimme wie Watson spricht und auch hinten Augen hat. Ganz in Schwarz-Weiß gehalten, lassen die Jeopardy!-Siebdrucke und Roboterfilme anklingen, dass die Faszination mit künstlicher Intelligenz in menschlichen Zügen zwar alt, aber keineswegs anachronistisch ist. Das ist höchstens die ewige Zuspitzung in Dystopie versus Utopie (bis 1. 6., Termine unter info@openforum.info, Brunnenstraße 115).