betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

In Florida findet gerade die größte Drohnenmesse der Welt statt. Drohnen, das sind unbemannte Flugobjekte, die, militärisch eingesetzt, auch zum Bombardieren und anderweitigem ferngesteuertem Morden bestens geeignet sind. Aus Sicht von Militärstrategen sind sie eigentlich sogar lebensschützende Instrumente. Denn man muss nicht mehr das Leben eines eigenen Piloten beim Ausführen der mörderischen Mission in Feindesland aufs Spiel setzen. Denn gesteuert wird das Ding ja aus der gut gesicherten Militärbasis heraus. Stabile Strom- und Datennetze, mehr braucht man nicht. Höchstens vielleicht noch eine gut funktionierende Klimaanlage, damit die Elektronik nicht heiß läuft und es zum Daten- und hernach auch zum Drohnenabsturz kommt, bevor das Ziel getroffen ist. Ja. Was das mit Theater zu tun hat? Ein „Drohnenmärchen“ hat Friedrich Kirschner, Medienkünstler und Professor für digitale Medien an der HfS Ernst Busch gemeinsam mit dem interdisziplinären Kollektiv (Künstler, Designer, Wissenschaftler) Invisible Playground und dem Andromeda Mega Express Orchestra entwickelt. Dabei handelt es sich, wie die Künstler neugierig machend in ihrem Pressematerial schreiben, nicht nur um eine Variation von Stanislaw Lems „Robotermärchen“. Das „Drohnenmärchen“ ist auch ein interaktives Spiel, in dem an jedem Vorstellungsabend neue „Märchen von Drohnen für Drohnen“ entstehen können, weil das Publikum jeden Abend mitgestalten kann: „Der Schwarm sind wir. Drohnen liefern Pakete aus und senden Live-Updates per Twitter vom Mars. Hobbyisten observieren die Nachbarschaft. Geheimdienste eliminieren weltweit ‚Gefahr‘.“ Das Projekt will im Theater nun live Spielprinzipien aus Computer-, Brett- und Rollenspielen mit Medienkunst und Live-Konzert verknüpfen. Selbstbeschreibung: „Ein Spiel für 80 Menschen, 18 Musiker und echte Drohnen“. (HAU 1: „Drohnenmärchen“, 15., 16., 17. & 18. 5., jeweils 19.30 Uhr)

Ein interaktives und interdisziplinäres Theatererlebnis aus Installation, Performance, Live-Rollenspiel, Rummel und Abenteuer verspricht das Ballhaus Ost auch mit dem Kollektiv „Prinzip Gonzo“ und seinem „Spiel des Lebens“: „Ob Rentner oder Teenager, ob Häuslebauer oder Hausbesetzer, ob Vielverdiener oder Zeitarbeiter, ob Gläubiger oder Konfessionsloser, jeder Mensch, der den Homo ludens in sich entdecken will und dafür Lust und Energie aufbringt, kann teilnehmen“, laden uns die Veranstalter ein. „Sammle Geld, Gesundheit und Karma! Wer am Ende am meisten hat, der gewinnt!“ (Ballhaus Ost: „Spiel des Lebens“, 16.–18., 21. 5., ab 19 Uhr, Rathenau Hallen, Anmeldung nötig: Tel. 44 03 91 68)