Ganztagsschulen vor Gericht
: Alles für Paul?

Musikunterricht, Fußballtraining, Konfirmandenunterricht und das gemeinsame Familien-Mittagessen seien besser für den 12-jährigen Paul als nachmittags auch Schule, haben die Kläger dem Gericht erklärt. Paul wurde nicht gefragt – sieht das aber möglicherweise genauso. Das ist das Problem der Ganztagsschulen.

Kommentar von Klaus Wolschner

Die Schulbehörde ist in die Entwicklung von Ganztagsschulen nur hineingestolpert. Die peinliche Fehlleistung, dass sie Schulkonferenzen und die Bildungsdeputation Beschlüsse ohne Rechtsgrundlage fassen ließ, verweist darauf. Um die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel voll ausschöpfen zu können, mussten Schulen mit Ganztagsbetrieb beginnen, die weder eine Mensa noch ausreichend Ruheräume haben.

Dass unattraktive Ganztagsangebote fatal sind, muss die Bildungsbehörde aus 20 Jahren Ganztags-Schulbetrieb an den Gesamtschulen wissen. Nur in attraktiv ausgestaltete Schulen gehen Kinder auch nachmittags gern. Die quadratischen Lernschachteln, die man in Bremen als Schulen betrachtet, sind solche attraktiven Lernorte nicht – übrigens auch vormittags nicht. Kein Wunder, dass Paul da lieber zu Mama mittagessen und zum Konfirmandenunterricht geht als in eine blöde Schule.