heute in bremen
: Erst die Häfen, dann die Stadt

Das Bremer Zentrum für Baukultur stellt seine Ausstellung zum Wiederaufbau Bremens vor

taz: Wiederaufbau klingt nach schnell hingeklotzten Bauten, die irgendwie modern wirken sollen. War das in Bremen so?

Eberhard Syring, Bremer Zentrum für Baukultur: Nur zum Teil. Anfang der 50er Jahre gab es einen spannenden Diskurs darum, wie man nach der Nazi-Zeit bauen sollte. Traditionalismus war die Antwort der einen, die anderen wollten sich an der Moderne der 20er Jahre orientieren. So gab es im Bremer Westen einen Streit darum, ob man sich stärker am Bremer Haus orientieren oder eine ganz neue Stadtlandschaft schaffen sollte. Herausgekommen ist meistens ein Kompromiss.

Ein Beispiel?

Dort, wo jetzt das Haus der Bürgerschaft steht, hätte man ein neogotisches Börsengebäude rekonstruieren können. Das wollte man nicht, aber was dann an Vorschlägen kam, war schon sehr merkwürdig. Eine Idee war eine Zeile von Giebelhäusern. Nach langen Diskussionen wurde dann die heutige Bürgerschaft gebaut, allerdings nicht der radikale Entwurf, es wurden Zugeständnisse gemacht in Form von Giebelandeutungen.

Also wurde schon hauptsächlich modern gebaut?

Nein, das kann man an den Häusern gegenüber der Bürgerschaft sehen. Die Fassade an dem Sparkassen-Gebäude stammt von einem Haus an der Schlachte, das abgerissen worden war.

Wo hat der Wiederaufbau in Bremen eigentlich angefangen?

Der Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen hat gesagt: „Erst die Häfen, dann die Stadt.“ So war es dann auch. Interview: eib

Ausstellung vom 18.11. bis 26.12. im Hafenmuseum, Am Speicher XI