THEATER
: Klang und Teppich

Ein vielfältiger Klangteppich hat sich jahrhundertelang über Kairo gelegt. Insgesamt über 70.000 Muezzine rufen fünfmal am Tag in der „Stadt der 1000 Minarette“ zum Gebet. Damit soll nun Schluss sein. Die 4.000 Moscheen sollen die Lautstärke drosseln und die mehr als 45.000 Gebeträume der ägyptischen 20-Millionen-Metropole sogar gänzlich schweigen. Die ohrenbetäubende Kakophonie soll einer zentralisierten Einstimmigkeit weichen. Nur ein einziger Gebetsruf soll noch erklingen, per Radio an alle Moscheen übertragen. Vier Muezzins aus Kairo und einen Ingenieur und Radio-Fachmann bringt Stefan Kaegi vom Berliner Regiekollektiv „Rimini Protokoll“ in seinem Stück „Radio Muezzin“ auf die mit Gebetsteppichen ausgelegte Bühne und lässt sie ineinandermontiert von ihrem von fünf Gebeten bestimmten Alltag erzählen, im Hintergrund private Fotos und Aufnahmen aus Kairo: vielfältige Gesichter einer religiösen Kultur statt einfältige Feindbilder. Aber am Ende bleibt nur noch ein Lautsprecher. MATT

■ Do, 8. 12. bis Sa, 11. 12., je 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20