Zum ersten Mal komisch

HIPPEN EMPFIEHLT Stellan Skarsgârd spielt in „Ein Mann von Welt“ und sprach auf dem Braunschweiger Filmfest mit der taz

Auf die Frage nach seiner Rolle im Abba-Spektakel „Mamma Mia!“ antwortet Skarsgârd: „Das ist doch gar kein Film!“

VON WILFRIED HIPPEN

„Wir wissen überhaupt nicht, wie man eine Komödie macht“, sagt der Schauspieler Stellan Skarsgârd trocken über seine Zusammenarbeit mit dem norwegischen Regisseur Hans Petter Moland. Tatsächlich haben beide vorher noch nie im komischen Fach gearbeitet und auf die Frage nach seiner Rolle im Abba-Spektakel „Mamma Mia!“, antwortet Skarsgârd mit einem knappen „das ist doch gar kein Film!“ An Komödien hat ihn bisher abgeschreckt, dass „selten Raum dafür bleibt, das Innere der Figuren zu zeigen“. Nun steht „Ein Mann von Welt“ eindeutig in der guten Tradition tiefgekühlter Komödien, die seit den Erfolgen von Mika Kaurismäki regelmäßig aus Skandinavien kommen. Stellan Skarsgârd spielt darin Ulrik, einen Mann, der zwölf Jahre wegen Mordes im Gefängnis gesessen hat, und im Laufe des Films wieder ein Mann der heutigen Welt werden muss.

Skarsgârd verkörpert diesen Ulrik, obwohl er eindeutig ein Berufsverbrecher ist („Ich haben ihn so gespielt, dass für ihn das Töten so selbstverständlich ist wie das Backen für einen Bäcker“), als einen sanften, etwas wehmütigen Mann. Die Herausforderung für Skarsgârd bestand hier gerade in der Passivität der Figur: „Er tut ja kaum etwas, und so musste ich ungewöhnlich viele sogenannte reaction-shots mit ihm machen, in denen er auf die anderen reagiert. Alles passiert da in seinen Augen.“

Skarsgârd wurde international bekannt durch die Rolle des gelähmten Ölarbeiters in Lars van Triers „Breaking the Waves“ und bekam vor ein paar Wochen in Braunschweig den europäischen Schauspielerpreis „Europa“ verliehen. Dabei spielt er auch regelmäßig in großen Hollywoodproduktionen wie „Pirates of the Caribbean“ oder „Good Will Hunting“ mit und wird auch eine Rolle im David Finchers Remake der Millenium Trilogie von Stieg Larsson übernehmen. Dabei hatte er selber schon schlechte Erfahrungen mit dem amerikanischen Remake eines skandinavischen Films gemacht: „In der US-Version von „Insomnia“ stirbt Al Pacino nicht so wie ich, und sie haben das Drehbuch so geändert, das er keinen Hund mehr töten muss. Das tut man im amerikanischen Kino einfach nicht. Aber das war ein europäisches Meisterwerk, und deswegen haben sie es vermasselt. Die drei Larsson-Filme sind nicht so gut, und man kann daran durchaus noch etwa verbessern.“

Die Rolle des Ulrik hat ihm sein Freund Hans Petter Moland auf den Leib geschrieben. Und weil er dessen ganz eigene Mischung aus Männlichkeit und Sensibilität so genau kennt, passt sie so genau, auch oder gerade weil Skarsgârd noch nie solch einen komischen Helden gespielt hat.