unterm strich
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Wolfram Schütte – ehemals Filmkritiker der Frankfurter Rundschau – sorgt sich in einem Artikel auf der Website www.titel-forum.de um die Seriosität und Glaubwürdigkeit deutscher Printmedien. Er veranschaulicht seine Bedenken am Beispiel der Süddeutschen Zeitung, deren „Tschiboisierung“ er beklagt. Die SZ bietet seit geraumer Zeit „Best of“-Sammlungen an: Bücher, CDs, DVDs und Hörbücher. Diese Editionen verkaufen sich gut und haben, so Schütte, den Verlag bereits aus den roten Zahlen geführt.

Dabei sei gegen die auf ihre Allgemeinbildung bedachten Käufer und die finanziellen Gewinne des Verlags erst einmal gar nichts einzuwenden. Was Schütte als bedrohlich für die deutsche Zeitungslandschaft im Allgemeinen und das Feuilleton im Besonderen betrachtet, ist das hohe Maß an Eigenwerbung für die jeweiligen Editionen, und das auf Plätzen, die traditionsgemäß den kritischen Kommentaren und Leitartikeln gehören. Schütte folgt in dieser Einschätzung dem Filmkritiker und -historiker Enno Patalas, der in der Sommerausgabe der Zeitschrift Revolver im Zusammenhang mit der DVD-Edition der SZ eindringlich vor „eingebetteter Filmkritik“ warnte: „Neu ist, dass eine seriöse Zeitung, ihre Redakteure und Schreiber, sich dazu hergeben, ihrem Verleger die Waschzettel zu schreiben, sie im redaktionellen Teil abzudrucken und namentlich zu zeichnen.“ Immer stärker, resümiert Schütte, stelle Eigenwerbung die kritische Distanz der Redakteure in Frage, „Unabhängigkeit & öffentlicher Auftrag“ der Zeitungen seien deshalb in Gefahr.

Schon wieder ist von einer zweistelligen Millionensumme im überhitzten Kunstmarkt zu hören: Ein Bild von Francis Bacon, das eine liegende Figur mit Drogenspritze im Arm zeigt, hat mit 15 Millionen Dollar (11,7 Millionen Euro) den Höchstpreis bei der Sotheby's Herbstauktion von Nachkriegs- und Gegenwartskunst erzielt. Es ist die größte Summe, die je für eine Arbeit des britischen Künstlers (1909–1992) gezahlt wurde. Bacons bisheriger Rekord lag bei 10,1 Millionen Dollar. Das New Yorker Auktionshaus schlug sein Gemälde „Version No. 2 of Lying Figure With Hypodermic Syringe“ (1968) in der Nacht zu gestern einem anonymen Bieter zu. Bei der Versteigerung von Nachkriegs- und Gegenwartskunst erzielten insgesamt 15 Künstler, unter ihnen Anish Kapoor, Carl Andre, Niki de Saint Phalle und Josef Albers, neue Höchstpreise.

Ein kleiner Tipp: Noch bis zum 18. November besucht taz-Autor Detlef Kuhlbrodt das Filmfestival Cottbus. Was er dabei beobachtet, ist unter www.taz.de/blogs/tagesbriefe nachzulesen.