NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Nowhere BoyFilmisch unauffällige Erzählung über die Jugendjahre John Lennons in Liverpool, und das vermeintliche Rätsel Lennon, das dieser Film zu lösen anbietet, soll darin bestehen, dass einer zugleich so viel von einfachen Emotionen versteht und doch so ein feinironischer Sarkastiker ist; ein Brillenträger, der weinen kann. Aber trifft das nicht auf jeden Songwriter von Rang zu, von Randy Newman bis zu Bob Dylan? Nicht alle von ihnen wuchsen vaterlos mit zwei antagonistischen Müttern wie Lennon auf. Hier dürfte Drehbuchautor Matt Greenhalghs Neigung eine Rolle gespielt haben – wie schon in „Control“ mit Ian Curtis vorgeführt –, die Gespaltenheit zwischen Rollenspiel und Selbstperformance, die alle Rockmusiker der ersten Generationen so belastete, wie sie daraus eine Kunstform entwickelten, zu pathologisieren und zu individualisieren. Natürlich trifft man da auch immer was – wer ist nicht krank, wer kein Individuum? –, kriegt aber letztlich unten immer nur die Biografie heraus, die man oben reingetan hat. In 8 Kinos

Weihnachten? Weihnachten!Mit ihrem Film beschreiben Anja-Christin Remmert und Stefan Hayn den Mikrokosmos eines Weihnachtsmarktes der sozialen Dienste am Neuköllner Richardplatz, und damit die besonderen Entwicklungen der letzten Jahre, die mit einer betriebswirtschaftlichen Professionalisierung sozialer Dienste einhergehen, und die daraus folgenden Strategien der Akteure. Ein Unterthema des Films ist die Frage: was bedeutet die Ökonomisierung „sozialer Arbeit“ in Zeiten eines weit reichenden Umbaus des Sozialstaates? Der im Krisenwinter 2008 gedrehte Film konkretisiert in einem multiperspektivischen „Wimmelbild“ diese sozialpolitischen Umbrüche genauso wie Engagement und alltägliches Miteinander. fsk