Thema der Woche:

Die Deutschland-taz

■ betr.: „Die Atmosphäre ist total vergiftet“

Herzlichen Glückwunsch zu der Idee des heutigen Themas.

Danke für die Seiten 14–15, weil Ihr bzw. Naika Foroutan, Neco Celik und Thomas Brussig Frau Steinbach Gelegenheit geben, Ihre Ignoranz (Migrationshintergrund sei kein Nachteil in Deutschland, wenn man „mitmacht“), Demagogie (Teile der Zuwanderer „machen den Menschen Angst“, mir macht dagegen mehr Angst, dass z. B. Asylbewerber hier in Brandenburg nicht ohne Angst im Dunkeln auf die Straße gehen können, nachdem mehrmals Überfälle passierten!) und Verlogenheit (die „zwangsintegrierte“ Tochter eines Wehrmachtsoffiziers in Polen) zu beweisen, was ihr auch gründlich gelingt.

Aber ich schreibe einen Leserbrief vor allem dann, wenn ich mich über einen Beitrag ärgere. Das ist auch diesmal der Fall: Ihr gebt den Herren Broder und Sarrazin zwei Seiten und behauptet, Herr Broder habe sich auf das Interiew „bestens vorbereitet“. Aber statt eines investigativen Widerlegens oder wenigstens Hinterfragens von Sarrazins Thesen und Behauptungen wird ihm Gelegenheit gegeben, nochmals für sein Buch zu werben und Opponenten zu diffamieren bzw. mit der Behauptung, dass der, der nicht seiner Meinung ist, „mit verbundenen Augen durch die Welt läuft“. Wenn Ihr schon Herrn Sarrazin nochmals eine Plattform geben wolltet, dann war Herr Broder wohl als kritischer Befrager eine Fehlbesetzung. Sehr ärgerlich!

DIETER WALTER, Strausberg

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

Eure Leser sind aufgeklärte Menschen. Populisten des rechten Randes braucht ihr nicht für sie entzaubern; und genug Raum, ihre kruden Thesen zu verbreiten, bekommen diese schon in anderen Medien. Ihr wollt Meinungsvielfalt abbilden, aber das heißt heutzutage offensichtlich leider nur Positionen aus der Mitte sowie rechte Redner zu Wort kommen zu lassen, dediziert linke Positionen bleiben außen vor. Das ist weder kontrovers, noch führt es zu einer offenen Debatte. Euch dem Thema Deutschland, und auch Integration, von links aus zu nähern, das wäre interessant gewesen, diese Chance habt ihr aber leider nicht genutzt. TIM ARETZ, Aachen

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

ihr habt mit eurer konzeption auch kontroverse, provokative standpunkte zu papier (natürlich auch in anderer form) zu bringen, die tradition der taz, diskussionen anzuregen, wieder wunderbar geschafft. unabhängig von den jeweiligen positionen ist es für mich als leser der taz immer wieder wichtig, die vielfalt der meinungen, standpunkte, informationen durch eine papierne zeitung erfahren zu können. MARTIN WERFT, Nürnberg

■ betr.: „Es war ein langer und lauter Furz“

Zitat als Überschrift. Es soll amüsieren,ein bisschen selbstironisch daherkommen, die Spaßguerilla ist im Mainstream angekommen. Wir wollen doch alle locker und lustig bleiben, „Verstehen sie Spaß“ mit Thilo und Henryk. Das ist der Stil, in dem sich reaktionäre Thesen am besten verbreiten. „Ich glaube, wir Deutschen haben ein besonderes Problem damit, dass Menschen von Geburt an verschieden sind.“ So (p)hupt es aus dem Munde des großen vorsitzenden Staatsbankers! Schön, dass wir darüber mal sprechen, Herr Sarrazin. Es ist selbstverständlich und evident für jeden Beliebigen, und sei er auch noch so verunsichert und blöd gemacht worden, dass das soziale Umfeld, die Schwangerschaft und seelische Verfassung der Mutter, der Geburtsverlauf, das Gewicht und der Gesundheitszustand des Neugeborenen einzigartige Tatsachen sind, die jeder Mensch mit keinem anderen teilt. Nur die Folgen dieser Verschiedenheit, da sie durch Gesetze (Gen-Analyse, Beweis für Erbberechtigung) Traditionen und Normen bestimmt sind, sind das Problem! Wenn sie jedoch als Rechtfertigung für all die Wahnsinnsungerechtigkeiten und Verwerfungen unserer auf Eigentum und Wettbewerb basierenden Gesellschaft herhalten müssen,werden sie als Ideologie missbraucht! Und damit, lieber Herr Sarrazin, habe ich wirklich Probleme. WOLFGANG HEINRICHS, Kiel

■ betr.: „Es war ein langer und lauter Furz“

Vielen Dank für das tolle Interview Broder mit Sarrazin. Hätt ich Euch gar nicht zugetraut. Das hebt sich wohltuend von der üblichen Meinungsmache der meisten Medien ab. Macht weiter so, dann habt Ihr bald einen Abonnenten mehr.

HERMANN DIEHL, München

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

viele der artikel zeigen es mal wieder: das durcheinanderwerfen von kultur mit nation/ethnie und/oder religion stiftet verwirrung. kultur ist eine leistung des menschen, unserer spezies, nicht die färbung durch bestimmte tradition. also: kultur ist: die beherrschung des feuers, die erfindung des kochens, die musik, die sprache, das denken, die literatur/das erzählen, die ausgestaltung spiritueller empfindung in religion, das bauen, der tanz etc.

kultur ist nicht: italienische vs. türkische küche oder deutschsprachige vs. griechische literatur oder katholischer glaube oder goethe vs. ahmet ümit oder monotheismus vs. polytheismus vs. atheismus. das sind farben, ausprägungen menschlicher kulturleistung.

kultur ist handlung, tun, das sprechen über „kulturen“ ist sprechen in konzepten. die fähigkeit, über „die fremde und die eigene kultur“ zu sprechen, ist eine kulturleistung des menschen, die uns begleitet, seit aus den primaten menschen wurden. der konflikt zwischen den in der warmen höhle wohnenden und hinzukommenden durchzieht die menschheitsgeschichte, das fremde und das bekannte sind komponenten/widersprüche innerhalb des individuums, der familie, des clans, des stammes, seit 200 jahren der nation und vielleicht bald mal der menschheit als planetenbewohnerschaft.

MICHAEL KUHN, Berlin

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

Schade, hatte mit mehr Substanz in 20 Sonderseiten gerechnet! Ne Menge Mischmasch und persönliche Analysen mit Halbwahrheiten/Lügen, mit fehlenden Zusammenhängen zwischen Kultur, Politik, Ökonomie und deren Auswirkungen auf heterogene (deutsche und andere), sich immer wieder neu erfinden-müssende/wollende Gesellschaften … Und dann noch zwei teuer produzierte/von uns bezahlte Seiten an Sarrazin/Broder verschwendet: zwei Gockel, die sich in nichts nachstehen, vorwiegend immer Gleiches labern und sich jetzt auch noch gegenseitig ihren Macho-Boden für ihre Eitelkeiten/Selbstgefälligkeiten und vor allem analytischen Plattheiten bereiten dürfen! 20 Seiten gute und fundierte Analyse zu allen angerissenen Themen, Thesen, kurzsichtigen Schlussfolgerungen hätte uns allemal mehr „Aufklärung“ und Denkanstöße gebracht als dieses individuelle und willkürliche Sammelsurium! KATHYS CZAJA, Düsseldorf

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

Täglich vor mir auf dem Frühstückstisch: die lokale Zeitung, die SZ, die taz … Solche fantasievollen Ausgaben wie die heutige taz machen es mir unmöglich, an die Einstellung meines taz-Abos zu denken! VEIT WAGNER, Weiden i. d. Oberpfalz

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

Your car is Japanese. Your pizza is Italian. Your beer is German. Your wine is Spanish. Your democracy is Greek. Your coffee is Brazilian. Your tea is Chinese. Your watch is Swiss. Your fashion is French. Your numbers are Arabic. Your shirt is Indian. Your shoes are Thai. Your radio is Korean. Your vodka is Russian. And YOU complain about your neighbor being an immigrant? JOACHIM BERGER, Berlin

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

Eine gute Idee, die Migrations- und Integrations-taz. Schade, dass die Titelseite so brav geworden ist. Die Artikel sind in ihrer Qualität sehr unterschiedlich: „Mehmet Öztürk“ bietet nachdenkliches Lesevergnügen, Dunja Hayali verbrät nur Leerformeln. Die Seite 11 hättet ihr euch sparen können: blöd und unzumutbar, außer den „Zuagroasten“ natürlich. RENATE BÖHNLEIN, Stuttgart

■ betr.: „(K)ein schöner Land“

Mit einiger Verwunderung habe ich die Ausgabe durchgeblättert. Es passiert so viel Interessantes auf der Welt und Sie bringen eine Sonderausgabe im Magazin-Format. Vier Seiten aktuelle Nachrichten sind mir eindeutig zu wenig. Wenn ich nicht Abonnent wäre, hätte ich diese Ausgabe definitiv im Laden gelassen.

BASTIAN ZEINERT, Berlin

■ betr.: „Bin ich etwa tot?“

Was mit „Multikulti ist tot“ gemeint sein soll, ist sowieso völlig unverständlich, denn Multikulti findet täglich statt. Da können Kanzlerinnen oder sonst wer fabulieren, wie sie wollen.

MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Für die Ausgabe vom 7. Dezember 2010 übernahmen 53 GastautorInnen mit Migrationshintergrund unter der Leitung von Marie-Claude Bianco, Alem Grabovac und Emilia Smechowski – taz-PraktikantInnen und -Volontärin mit Migrationshintergrund, die kurzerhand zu ChefredakteurInnen avancierten – für einen Tag die taz. Arbeitstitel: Made in Germany.

Klar war, dass es eine Provokation darstellt, wenn in der taz ein Henryk M. Broder einen Thilo Sarrazin interviewt oder die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, an einem runden Tisch mit der Politologin Naika Foroutan, dem Schriftsteller Thomas Brussig und dem Regisseur Neco Celik sitzen und diskutieren darf. Doch neben diesen Gesprächen gab es jede Menge andere interessante, spannende, humorvolle Artikel und Interviews. Wie Sie, die LeserInnen reagierten, zeigen Ihnen die auf dieser Seite zusammengestellten Reaktionen. Es dürfen gern noch mehr werden.