Wowereit greift Feldfreunde an

VOLKSENTSCHEID Der Regierende attackiert die Haltung der Grünen zum Tempelhofer Feld als „schizophren“. Dass es am 25. Mai auch um seine Zukunft gehen könnte, bestreitet er

VON STEFAN ALBERTI
UND BERT SCHULZ

Eineinhalb Wochen vor dem Volksentscheid über die Zukunft des Tempelhofer Felds hat sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) harsch und drastisch wie nie zuvor über die Bebauungsgegner geäußert. Im taz-Interview kritisierte er vor allem ein Plakat der Grünen, das mit dem Bild eines müde wirkenden Wowereits für ein „Ja“ zum Bauverbot wirbt. „Das Plakat der Grünen ist vom Niveau her unterste Kiste“, sagte Wowereit.

Die Haltung der Grünen zum Tempelhofer Feld und zum Volksentscheid nannte der Regierende Bürgermeister „schizophren“. Hintergrund ist, dass die Grünen im Grundsatz nicht anders als die Regierungsparteien SPD und CDU neue Wohnungen auch am Tempelhofer Feld wollen, sich jedoch für das Bebauungsverbot der Initiative „100 % Tempelhofer Feld“ aussprechen.

Anders als von den Grünen durch ihr Plakat nahegelegt – Schriftzug: „Würden Sie diesem Mann noch einen Flughafen anvertrauen?“ – sieht Wowereit, wegen der Pannen am BER in Umfragen tief abgerutscht, in dem Volksentscheid kein Votum über seine Person oder die rot-schwarze Koalition. „Es geht um eine inhaltliche Frage, nicht um den Regierenden Bürgermeister“, sagte er. „Wenn jede sachliche Frage, die in der Stadt zu entscheiden ist, derart platt personalisiert wird, ist das falsch.“ Das gilt für ihn, obwohl die SPD die Entscheidung von einer bloßen Abstimmung über ein konkretes Bauvorhaben zu einer Richtungsentscheidung über die Zukunftsfähigkeit Berlins hochstilisiert hat.

Generell warf Wowereit den Bebauungsgegnern unlauteres Vorgehen vor. Natürlich werde es bezahlbaren Wohnraum wie versprochen geben. „Wenn die Initiatoren des Volksbegehrens die Haltung von Senat und Abgeordnetenhaus falsch darstellen, dann ist das eine bewusste Fehlinformation“, sagte Wowereit. Das könne er aber nicht verhindern – man sei in einer politischen Auseinandersetzung.

Mit den Fakten nehmen es aber auch seine eigenen Parteifreunde nicht so genau: In einer neuen Broschüre der SPD-Fraktion ist zu lesen, auf dem Tempelhofer Feld entstünden „bis zu 4.700 bezahlbare Wohnungen“. 4.700 Wohnungen soll es zwar nach dem Masterplan des Senats tatsächlich geben – aber nur die Hälfte davon soll einen Mietpreis zwischen 6 und 8 Euro haben, der bei der SPD als bezahlbar gilt.

Interview SEITE 23